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Massiver Stellenabbau Novartis streicht mehr als 2000 Arbeitsplätze in der Schweiz

  • Novartis will in der Schweiz bis 2022 rund 2'150 Stellen abbauen.
  • Im Rahmen einer weltweiten Anpassung des Produktionsnetzes streicht der Pharmakonzern rund 1'450 Arbeitsplätze in Basel, Schweizerhalle, Stein und Locarno.
  • Weitere 700 Stellen im Dienstleistungsbereich werden ins Ausland verlagert.

Im Gegenzug werde man durch den kürzlich angekündigten Aufbau einer Fertigungsstätte für Zell- und Gentherapien voraussichtlich bis zu 450 neue Stellen in Stein (AG) schaffen.

Der Abbau soll gestaffelt über vier Jahre erfolgen, wie der Pharmakonzern mitteilte. Novartis habe seine Arbeitnehmervertretungen und das Management zu Gesprächen und Konsultationen eingeladen.

Karte Schweiz
Legende: Fünf Standorte sind vom Abbau betroffen. In Stein sollen etwa 450 neue Stellen geschaffen werden (Schätzungen). SRF

Sozialplan und Umschulungen

«Wir wissen, was die heutige Ankündigung für die potenziell betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Familien bedeutet», liess sich Konzernchef Vas Narasimhan im Communiqué zitieren. Novartis wolle allen Betroffenen die volle Unterstützung zukommen lassen.

Konkret spricht der Konzern von einem Jobcenter für interne und externe Neuanstellungen, einem Sozialplan und Frühpensionierungsplänen. Zudem sollen so viele der Betroffenen wie möglich umgeschult werden, damit sie in der neuen Fertigungsanlage für Zell- und Gentherapien in Stein arbeiten können.

Novartis bleibe fest in der Schweiz verankert, sagte Narasimhan weiter. Nach der Umsetzung des Abbaus und der Abspaltung der Augensparte Alcon sollen in der Schweiz ungefähr zehn Prozent der weltweit tätigen Arbeitskräfte von Novartis angestellt sein. Heute arbeiten global rund 125'000 Menschen für den Konzern.

Gewerkschaften fordern Verzicht auf Stellenabbau

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Die Gewerkschaften Unia, Syna und der Verband Angestellte Schweiz reagieren konsterniert auf den von Novartis angekündigten Stellenabbau in der Schweiz. Sie verlangen, dass Novartis den Entscheid zurückzieht.

Der Verband Angestellte Schweiz bezeichnet den Stellenabbau als «bittere Pille». Jetzt gehe es der Schweizer Industrie ans Lebendige, heisst es in einer Stellungnahme. Vor dem Hintergrund eines weiteren erwarteten Wachstums für die Branche sei ein Stellenabbau «verantwortungslos».

Das sieht auch die Gewerkschaft Unia gleich. Es gebe keinen wirtschaftlichen Grund für diesen «beispiellosen Abbau», heisst es in einer Mitteilung. Dieses Vorhaben verfolge einzig und alleine finanzielle Ziele und zwar «die Optimierung des Aktienkurses». Die Unia verlangt zudem die sofortigen Einsetzung einer Kommission mit Vertretungen aus Bund, den betroffenen Kantonen, dem Personal und den Sozialpartnern.

Die Gewerkschaft Syna geht nicht ganz so weit. Sie bezeichnet den geplanten Abbau in einer Mitteilung vom Dienstag zwar als «Sauerei». Syna erwartet von Novartis aber lediglich, dass der Konzern auf Entlassungen verzichtet und die Strategie im Rahmen des Konsultationsverfahrens nochmals überdenkt.

Der Stellenabbau kommt nicht überraschend. Novartis-Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt hatte bereits anfangs September entsprechende Andeutungen gegenüber der «NZZ am Sonntag» gemacht. Reinhardt kündigte im Interview Rationalisierungen in Produktion und Verwaltung an. Grund dafür seien die sinkenden Nettopreise in den USA.

Novartis beschäftigt in der Schweiz rund 13'000 Mitarbeitende. Davon entfallen rund 1700 auf das Produktionswerk im aargauischen Stein, 600 auf das Werk in Schweizerhalle (BL) und 1600 auf die Verwaltungseinheit Novartis Business Services in Basel.

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