Die Lonza baut ihre Produktion für den Covid-19-Impfstoff weiter aus. In ihrer Fabrikanlage in Visp will sie drei zusätzliche Produktionslinien einrichten und damit ab nächstem Jahr 600 Millionen Dosen Impfstoff herstellen – doppelt so viel wie heute. Dazu braucht die Lonza noch mehr Mitarbeitende: «Wir suchen in diesem Jahr 1500 bis 1600 neue Leute, dafür bauen wir 1200 neue Stellen auf», sagt Standortleiter Renzo Cicillini gegenüber Radio SRF.
Wirtschaft boomt
Die Wirtschaft im Wallis wächst damit noch stärker als bisher. «Das ist eine weitere wunderbare Neuigkeit, die uns motiviert, weiterzumachen», sagt Marc Franzen dazu. Er leitet beim Regional- und Wirtschaftszentrum Oberwallis RWO ein Projekt, das dieses Wirtschaftswachstum begleitet.
Die Lonza ist nicht die einzige Firma, die ins Oberwallis investiert. Die Werkzeugherstellerin Bosch/Scintilla baut ihr Werk in St. Niklaus aus, die Matterhorn Gotthard Bahn realisiert millionenschwere Infrastrukturprojekte, in Brig entsteht ein neues Spitalzentrum. Marc Franzen rechnet, dass deswegen zusätzliche 4000 Fachkräfte benötigt werden. Diese bringen auch ihre Familien mit, weshalb bis zu 10'000 Personen zusätzlich in die Region kommen könnten, so die Schätzung.
Bereits jetzt gibt es im Wallis nur wenige Arbeitslose. Die Quote lag letzten Monat bei rekordtiefen 1 Prozent – die nationale Quote liegt bei 3.4 Prozent. Daran dürfte sich kaum etwas ändern: Die Prognose zeigt, dass das Bruttoinlandprodukt in diesem Jahr um 3.7 Prozent wachsen wird: «Das ist eindrücklich. Ein solches Wachstum im Jahr der Pandemie ist nicht selbstverständlich», sagt Franzen.
Herausforderungen für Gemeinden
Wenn die Wirtschaft so stark wächst, müssen auch die Gemeinden mitwachsen. Sie sind gefordert, genügend Wohnraum und Kinderbetreuungs-Angebote bereitzustellen. Auch das Gesundheitswesen und die Mobilitätsangebote muss man ausbauen. «Die Herausforderungen sind enorm. Es gibt sehr viel Druck auf das System», gibt Franzen zu.
In den letzten drei Jahren sei aber schon viel gegangen. 10'000 Leute aus der restlichen Schweiz und aus dem Ausland seien bereits ins Oberwallis gekommen. Diese Menschen fühlten sich wohl, meint Franzen: «Bei einer Umfrage sagten drei von vier, sie könnten sich vorstellen, hier sesshaft zu werden.»
Das konservative Wallis
Tausende neue Leute zu integrieren, ist aber auch eine Herausforderung für die Einheimischen – gilt das Wallis doch als eher konservativ. Bisher habe es gut funktioniert, sagt Franzen: «Das Wallis als Tourismusregion ist sich diese Vielfalt gewohnt und begrüsst immer wieder Leute aus der ganzen Welt.» Klar könne es schwierige Momente geben, aber: «Das ist eine grossartige Chance, die müssen wir mit allen Konsequenzen nutzen.»
Dieser Wandel war nötig für die Region.
Das Regionalentwicklungsprojekt von Marc Franzen arbeite auch daran, diesen «Willkommensmoment» zu zelebrieren und die Auswärtigen schnell in Vereine zu integrieren. Corona habe dies derzeit ausgebremst.
Im Wallis hört man tatsächlich kaum kritische Stimmen, obwohl diese normalerweise laut sind, wenn es so rasant vorwärts geht. Die Walliserinnen und Walliser wüssten, dass ein solcher Boom nicht selbstverständlich ist, sagt Franzen. «Dieser Wandel war nötig für die Region und die Leute sind motiviert zu sehen, was noch passiert.»