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MEM-Industrie im Hoch Schweizer Industrie fasst wieder Tritt – Risiken bleiben aber

Die neuen Zahlen des Industrieverbands Swissmem bestätigen, was die guten Halbjahresabschlüsse mancher Unternehmen vorwegnahmen: Das Gros der Schweizer Industrie-Unternehmen hat wieder Tritt gefasst.  

Die Umsätze in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) stiegen in der ersten Jahreshälfte um 9.3 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode und liegen nur noch knapp unter dem Niveau von vor der Coronakrise. Die Exporte stiegen um 15.6 Prozent. Auf allen wichtigen Absatzmärkten waren Schweizer Industrieprodukte gefragt: Metalle ebenso wie Präzisionsinstrumente oder Elektronik-Teile, auch der Maschinenbau holt wieder auf. 

Die Auftragseingänge nahmen im ersten Halbjahr sogar um 24.4 Prozent zu. Das zeigt, dass der Aufschwung noch nicht vorbei ist. 

Klar: Die kräftigen Wachstumsraten gegenüber der Vorjahresperiode zeigen ein verzerrtes Bild, denn die Zahlen waren im ersten Halbjahr 2020 äusserst schwach ausgefallen, als das Wirtschaftsleben Corona-bedingt praktisch rund um den Globus heruntergefahren wurde.

Fabriken ausgelastet

Dennoch: Die Fabriken sind derzeit sehr gut ausgelastet. Weil die Weltwirtschaft anzieht. Und, weil viele Unternehmen in der Krise ihre Lager leergeräumt haben und nun rasch wieder auffüllen müssen. Dank der vollen Auftragsbücher dürften die Industrie-Umsätze in der zweiten Jahreshälfte das Vor-Krisen-Niveau deutlich übertreffen, wie Swissmem erwartet. 

Das ist auch dringend nötig für die Unternehmen, denn sie litten nicht nur unter der Corona-Pandemie. Bereits 2019 war ein schwieriges Jahr für die Industrie. Etwa wegen der Autokrise, die hiesigen Zulieferern arg zusetzte. Oder wegen der Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China, die dem Investitionsklima schadeten. Ganz zu schweigen vom starken Franken. Das hat Löcher in die Kassen gerissen, die nun wieder ausgeglichen werden können. 

Personal abgebaut

Bei den Beschäftigten ist der Aufschwung indes noch nicht angekommen. Der Personalbestand ist sogar weiter gesunken in diesem Jahr. Unternehmen fahren auch zuerst die Kurzarbeit zurück, bevor sie neues Personal anstellen. Das dürfte nach Ansicht von Swissmem aber in den nächsten Monaten wieder der Fall sein. Sofern sich die Coronakrise nicht erneut zuspitzt – was Swissmem als grosse Gefahr sieht angesichts der stagnierenden Impfanstrengungen und der grassierenden Delta-Variante des Virus. 

Zahlreiche Risiken

Auch sonst hängt der Himmel nun nicht plötzlich voller Geigen. Der starke Franken bleibt ein Wettbewerbsnachteil. Auch das ungeklärte Verhältnis zur EU, dem wichtigsten Absatzmarkt der Schweizer Industrie, könnte zu weiteren Störungen führen.

Mit dem Problem der knappen Rohstoffe und Vorprodukte scheinen die meisten Unternehmen derzeit noch umgehen zu können. Die höheren Preise – auch für den Transport – überwälzen sie, wenn möglich, auf ihre Kundschaft.

Gut möglich, dass sich dieses Problem von selbst löst, wenn die Lager erst mal gefüllt sind und sich die weltweite Nachfrage nach Gütern wieder normalisiert. Sonst aber könnte das die Margen der Unternehmen zunichtemachen. Wenn unter dem Strich kaum mehr was übrigbleibt, kann man sich auch über die vollen Auftragsbücher nicht freuen.

Rendez-vous, 24.08.2021, 12:30 Uhr

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