Drei Milliarden aktive Nutzerinnen und Nutzer verzeichnet Whatsapp laut eigenen Angaben jeden Monat. Künftig soll auch Werbung Teil ihres Nutzererlebnisses sein. Man wolle die Anzeigen weltweit «über die nächsten Monate» einführen – und zunächst mit wenigen Partnern starten, erklärten die Verantwortlichen vom Mutterkonzern Meta am Montag. Guido Berger von SRF Digital beantwortet die wichtigsten Fragen zur Neuerung.
Wo wird die Werbung auf Whatsapp künftig zu sehen sein?
Bei Whatsapp gibt es den Reiter «Aktuelles», in dem die Werbung angezeigt werden soll. Also nicht in den Chats, die man direkt und privat mit einer oder mehreren Personen führt, sondern dort, wo jetzt schon öffentlichere Informationen zu finden sind – etwa der Status einer Person oder öffentliche Kanäle, denen man folgen kann.
Whatsapp geht mit dieser Lösung einen Kompromiss ein, um das Nutzerverhalten nicht zu stark zu verändern. Die Werbung wird im öffentlichen Bereich platziert, der private Bereich hingegen bleibt unberührt. Das wohl auch, weil die Nachrichten, die man mit einer anderen Person austauscht, nach wie vor Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind. Whatsapp kann diese Nachrichten also gar nicht sehen.
Warum entscheidet sich Meta gerade jetzt für diesen Schritt?
Damit wurde schon lange gerechnet, denn Meta verdient fast ausschliesslich mit Werbung Geld. Whatsapp hat zwar Milliarden von Nutzerinnen und Nutzern, im Vergleich zu den anderen von Meta betriebenen Apps bislang aber recht wenig Umsatz generiert. Der Grund, warum es so lange gedauert hat, ist, dass Meta ursprünglich versprochen hatte, die Daten von anderen Meta-Apps nicht mit jenen von Whatsapp zusammenzuführen. Diesbezüglich laufen immer noch Kartellverfahren. Dabei geht es um die Frage, inwieweit Meta das überhaupt darf und ob die Nutzerinnen und Nutzer ausreichend um Erlaubnis gebeten wurden.
Wird Whatsapp jetzt Nutzerinnen und Nutzer verlieren?
Ich würde sagen, diese Gefahr für Meta ist minim. Das Unternehmen hat Erfahrung damit, Werbung einzuführen – etwa bei Facebook. Bislang hat man immer Wege gefunden, das zu tun, ohne dass Nutzerinnen und Nutzer abgewandert sind. Der aktuelle Schritt wurde sicherlich mit einem kleinen Nutzerkreis im Voraus getestet und man hat beobachtet, ob sich das Verhalten stark verändert.
Der am stärksten genutzte Bereich – die privaten Nachrichten – wird nicht betroffen sein. Den Nutzerinnen und Nutzern bleibt also die Möglichkeit, die Werbung zu umgehen, wenn sie sie nicht sehen wollen. Finanziell dürfte der Schritt für Meta dennoch lukrativ sein. Laut eigenen Angaben nutzen eineinhalb Milliarden Menschen den Bereich «Aktuelles» täglich. Die Verantwortlichen versprechen sich also zusätzlichen Umsatz in Milliardenhöhe mit der dort angezeigten Werbung.
Was bedeutet das für den Datenschutz?
Meta dürfte für die Werbung verschiedene Daten verwenden: Eine Quelle werden jene Daten sein, die man bei Whatsapp selbst hinterlegt hat, also zum Beispiel Telefonnummer, Land und Anzeigename. Damit kann Meta zwar keine personalisierte, aber etwa länderspezifische Werbung generieren, die zu einer Schweizerin oder einem Schweizer passt.
Darüber hinaus gibt es die Daten aus anderen Meta-Apps. Wenn man seinen Whatsapp-Account bereits mit anderen Accounts verknüpft hat, können diese Daten verwendet werden, um personalisierte Werbung anzuzeigen. Wenn man das nicht getan hat, muss man es auch nicht tun. Man bekommt trotzdem Werbung zu sehen, die dann allerdings weniger personalisiert ist.