Worum geht es? Die Deutsche Bahn erhält mehr Konkurrenz: Flixtrain, das zum gleichen Konzern wie Flixbus gehört, hat 65 Hochgeschwindigkeitszüge im Wert von 2.4 Milliarden Euro bestellt. Damit will das Unternehmen künftig auch grenzüberschreitende Zugverbindungen in Europa anbieten. Hersteller der Züge ist die spanische Firma Talgo. Ihre Züge sind laut Flixtrain in zahlreichen Ländern Europas einsetzbar.
Bahnkunden bekommen womöglich künftig ein besseres Angebot von einem neuen Anbieter.
Wer profitiert? Spannend sei die Ankündigung vor allem für die Bahnkunden, sagt Thomas Sauter-Servaes, Mobilitätsforscher an der ZHAW. «Sie bekommen womöglich künftig ein besseres Angebot von einem neuen Anbieter.» Was die notorischen Verspätungen der Bahn in Deutschland angeht, sieht der Experte allerdings kaum eine Verbesserung durch Flixtrain. «Das grosse Problem ist die alte Infrastruktur in Deutschland.»
Welche Verbindungen wird es geben? Noch ist völlig unklar, welche Stecken Flixtrain im Fernverkehr dereinst bedienen wird. Aber «Flixtrain wird sich die Perlen heraussuchen», sagt Sauter-Servaes. Womöglich werde Flixtrain auch die Ryan-Air-Strategie wählen und nicht über die überlaufenen Hauptbahnhöfe die grossen Städten anfahren, sondern über die gut angebundenen Knotenbahnhöfe in den Peripherien. So seien vielleicht auch Streckenangebote möglich, auf denen die Schienenkapazitäten eigentlich bereits ausgeschöpft seien.
Das Ziel von Flixtrain dürfte sein, den Bahnmarkt zu vergrössern und mit tieferen Preisen neue Zielgruppen anzusprechen.
Verlust für DB? Es stellt sich die Frage, ob die Deutsche Bahn (DB) durch Flixtrain noch stärker auch unter finanziellen Druck kommt. «Das wäre dann der Fall, wenn Flixtrain darauf aus wäre, Marktanteile der DB anzugreifen. Doch Ziel von Flixtrain dürfte eher sein, den Bahnmarkt zu vergrössern und mit tieferen Preisen neue Zielgruppen anzusprechen», glaubt der Mobilitätsforscher. Und: Auch Strecken wie Berlin–Zürich oder München–Zürich könnte Flixtrain womöglich ins Auge fassen.
Wer investiert? Flix – die Mutterfirma von Flixbus, Flixtrain und anderen Transportmarken – kauft die Züge laut eigenen Angaben auf eigene Rechnung. Finanziert werde die Megainvestition mittels einer Mischung aus Eigenkapital und Krediten. Nach Informationen des «Handelsblatts» hat Flix bei der Investition die Rückendeckung des Finanzinvestors EQT und der Holding des Logistikmilliardärs Klaus-Michael Kühne. Beide waren im Juli vergangenen Jahres mit 35 Prozent bei dem Unternehmen eingestiegen.