Der Ausstoss von CO₂ durch den Menschen sei verantwortlich für rund ein Viertel aller Hitzewellen der letzten 25 Jahre, sagt die Leiterin des Instituts für Atmosphären- und Klimawissenschaften der ETH Zürich, Sonia Seneviratne.
Ihre Forschungsgruppe hat bei 213 Hitzewellen untersucht, ob diese auch ohne menschengemachten CO₂-Ausstoss stattgefunden hätten. «Bei einem Klima wie im 19. Jahrhundert hätte ein Viertel der untersuchten Hitzewellen nicht stattgefunden», so ihr Fazit.
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Der Klimawandel mache Hitzewellen immer wahrscheinlicher und intensiver: In den Jahren 2010 bis 2019 seien Hitzewellen bereits 200 Mal wahrscheinlicher gewesen als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, so Seneviratne. Und sie waren im Schnitt 1.7 Grad wärmer.
Kohle- und Ölfirmen direkt mitverantwortlich
Diese Erkenntnisse kombinierten die ETH-Forscherinnen und -Forscher in einem weiteren Schritt mit den Daten zu den CO₂-Emissionen der 180 Unternehmen und Länder mit dem weltweit grössten Ausstoss. Bei diesen «Carbon Majors» handelt es sich hauptsächlich um Unternehmen, die Kohle, Öl und Gas fördern, aber auch um Zementproduzenten.
Aus der Schweiz findet sich der Rohstoffkonzern Glencore auf Rang 48 dieser Liste, der Zementkonzern Holcim an 75. Stelle. Zusammen sind diese «Carbon Majors» laut der ETH-Studie für rund die Hälfte aller menschengemachten Emissionen verantwortlich. Ausserdem haben sie die untersuchten Hitzewellen heisser gemacht.
Diese Zuordnung auf einzelne grosse Emittenten sei das Neue an der Studie, sagt Klimaforscherin Seneviratne. Dabei zeige sich zum Beispiel, dass die vierzehn grössten Emittenten mit ihrem CO₂-Ausstoss Hitzewellen in den 2010er-Jahren um 0.01 bis 0.09 Grad Celsius heisser gemacht hätten.
Je mehr Hitzewellen, desto klarer die Zuordnung
Karsten Haustein, Klimawissenschaftler und Meteorologe am Institut für Meteorologie in Leipzig, betreibt selbst eine solche, sogenannte Attributionsforschung – also Zuordnungsforschung.
Er hat die ETH-Studie für das Fachmagazin «Nature» begutachtet. Aus seiner Sicht ist die angewandte Methode robust. «Und mit jedem Jahr mit Extremtemperaturen wird es einfacher, diese zuzuordnen», sagt er.
Für Hochwasser und Dürren ist die Sache immer noch sehr kompliziert.
Dank dieser Studien dürfte es künftig möglich werden, einzelne Konzerne für ihre Mitschuld an der Klimaerwärmung vor Gericht haftbar zu machen. Das versuchen derzeit etwa indonesische Inselbewohner in einem Prozess gegen den Zementkonzern Holcim.
Allerdings schränkt Experte Haustein zugleich ein, dass die Verantwortlichkeiten bei Flutwellen – und dagegen kämpfen die Inselbewohner hauptsächlich – viel schwieriger zu berechnen seien. «Für Hochwasser und Dürren ist die Sache immer noch sehr kompliziert und viel Einzelfall-abhängiger als bei Hitzewellen.»
Aus dem globalen Süden fehlen Daten
Und auch bei der Zuordnung von Hitzewellen bleiben Fragen offen: Die Daten, die das ETH-Team von Sonia Seneviratne untersucht hat, stammen überwiegend aus dem Globalen Norden.
In den Ländern des Südens sind Hitzewellen bisher nur lückenhaft dokumentiert, obwohl deren Intensität gerade dort teils stark zunimmt.