Letzte Woche haben die US-Regierung und 48 Bundesstaaten Facebook wegen unfairem Wettbewerb angeklagt. Facebook habe illegal ein Monopol aufgebaut und Konkurrenz systematisch ausgeschaltet. Ein Vorwurf, der nicht leicht zu beweisen ist und ein Prozess, der sich mit unsicherem Ausgang noch über Jahre hinziehen kann.
Doch selbst wenn Facebook am Ende von allen Anklagepunkten freigesprochen werden sollte, kann so ein Verfahren einschneidende Folgen haben. Das musste von 1969 bis 1982 auch IBM erleben. 13 Jahre lang war der damalige Industrie-Giganten in einen Rechtsstreit mit den US-Behörden verwickelt. Diese warfen IBM vor, durch die missbräuchliche Bündelung von Hard- und Software eine Monopolstellung in der Computerindustrie erreicht zu haben.
Zu einem Schuldspruch kam es nie, das Verfahren wurde schliesslich eingestellt. Doch die 13 Jahre vor Gericht setzen IBM hart zu: Das Unternehmen war abgelenkt, wichtige Ressourcen waren gebunden, zeitweise musste IBM ein Heer von bis zu 200 Anwälten bereit halten. Um die Behörden nicht noch einmal auf den Plan zu rufen, gab sich IBM fortan zahmer und ging nicht mehr mit voller Härte gegen Konkurrenten vor. Das gab neuen Unternehmen wie zum Beispiel Microsoft die Chance, sich am Markt zu etablieren.
Macht der grossen Plattformen hat viele andere verdrängt
-
Bild 1 von 7Legende: Bei Circle stand das Lokale im Zentrum. Die App war sehr erfolgreich unterwegs. Circle basierte aber vor allem auf Informationen von Facebook-Nutzern. Als Circle zu erfolgreich wurde, hat Facebook den Zugang zu den Infos gesperrt. Dies zeigt die jüngste Anklage gegen Facebook. Das war's dann mit Circle. †2013. Circle Inc.
-
Bild 2 von 7Legende: Friendster war eines der ersten sozialen Netzwerke. Sogar einmal das grösste und hatte weit über 100 Millionen Nutzerinnen und Nutzer, insbesondere in Südostasien. Der Fokus auf die Gaming-Community brachte aber nicht den gewünschten Erfolg. †2015. Valleywag / Gawker
-
Bild 3 von 7Legende: Meerkat war das erste Social Media Netzwerk, dass Livestreaming als Geschäftsmodell entdeckte. In den Anfängen als der neue Überflieger gehandelt, verblasste der Schein sehr schnell als Twitter Datenzugänge versperrte und Twitter wie Facebook selbst Livestreaming anboten. †2016. Meerkat
-
Bild 4 von 7Legende: Die Apps Vine zum Teilen von kurzen Videos wurde 2013 von Twitter lanciert. Quasi ein Vorläufer von Tiktok. Eine eigentlich brillante Idee, aber Vine war seiner Zeit offenbar voraus und kam nie zum Fliegen. †2017. Twitter Inc.
-
Bild 5 von 7Legende: Teile deinen Alltag mit Freunden und Familie. Das war der Ansatz von Path. Ziemlich erfolgreich, leider basierte die App auf Facebook-Daten. Den Zugang dazu hat Facebook 2013 abgeschnitten als Path zu erfolgreich wurde. Path versuchte trotzdem weiterzumachen – ohne Erfolg. †2018. Path/Worldpress
-
Bild 6 von 7Legende: War Google+ überhaupt ein soziales Netzwerk? Das fragen sich die Leute heute noch. Vielleicht. Aber auf jeden Fall war Google+ ein weiterer Fehlschuss von Google um Facebook zu konkurrenzieren. †2019. Google+
-
Bild 7 von 7Legende: Ebenfalls eine Livestreaming Applikation und quasi der Totengräber für Meerkat. Lanciert von Twitter erlangte die Anwendung schnell globale Bekanntschaft. Die Nutzerzahlen schwinden aber und drum killt Twitter Periscope nun, wie erst kürzlich bekannt gegeben wurde. †2021. Twitter Inc.
Microsoft verlor den Mobile-Markt aus den Augen
Ironischerweise geriet Microsoft selbst dann Anfang der 1990er Jahre ebenfalls ins Visier der US-Behörden. Auch hier folgte ein langes Verfahren, das im Jahr 2001 in einem Vergleich endete. Und auch hier banden Anhörungen und Gerichtstermine so viele Ressourcen, dass Microsoft wichtige Entwicklungen verpasste.
So sagte der damalige Chef Bill Gates in einem Interview mit dem Nachrichtensender CNBC rückblickend, ohne das Verfahren hätte Microsoft den Anschluss im Geschäft mit den Smartphones nicht verloren. Statt Android wäre heute Microsoft Mobile das am weitesten verbreitete mobile Betriebssystem.
Die Zeiten von «Move fast and break things» scheinen vorbei
Ein wenig mag das auch eine Ausrede sein, um von anderen strategischen Fehlern dieser Zeit abzulenken. Trotzdem sollten die Beispiele von Microsoft und IBM für Facebook eine Warnung sein. Denn auch wenn der Konzern mehr als genug Mittel hat, um ein jahrelanges Kräfteringen vor Gericht durchzustehen, wird er die Behörden in Zukunft nicht unnötig provozieren wollen.
«Move fast and break things» lautete lange Zeit das interne Motto von Facebook – zu Deutsch etwa: «Beweg dich schnell und rücksichtslos». In Zukunft wird sich das Unternehmen wohl etwas vorsichtiger bewegen müssen.