Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird dieses Jahr kein Geld an Bund und Kantone ausschütten. Nach einem 140-Milliarden-Verlust in den ersten neun Monaten deuten laut SNB-Direktor Thomas Jordan auch die Entwicklungen im 4. Quartal nicht auf eine Trendwende hin.
Es müsste fast ein Wunder passieren, um noch ein positives Ergebnis zu erzielen.
Definitiv sagen könne man das zwar erst nach dem Jahresabschluss, sagte Thomas Jordan in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF. «Aber es müsste fast ein Wunder passieren, um noch ein positives Ergebnis zu erzielen.»
Auch dass die SNB – wie etwa 2010 – trotz Verlusten Geld verteilen kann, schloss Jordan aus. Damals sei der Verlust überraschend gekommen und man habe das Geld unter anderem ausgeschüttet, weil Bund und Kantone dieses fest eingeplant hätten. In diesem Jahr sei aber seit dem Frühling bekannt, dass nicht mit einer Gewinnausschüttung gerechnet werden könne.
Neben Situation hat sich auch Verständnis verändert
Ausserdem seien die Regeln für die Gewinnausschüttung unterdessen präzisiert worden, führte Jordan weiter aus. Auch das Verständnis, dass es Situationen gebe, in denen die SNB keine Gewinne ausschütten könne, sei gestiegen.
Als Hauptgrund für das negative Geschäftsergebnis der SNB macht Jordan Devisenverkäufe geltend. Um den Franken zu stärken und damit die Inflation zu dämpfen, ist die SNB seit Monaten dabei, Devisenreserven abzubauen.
Jordan zeigt sich verhalten optimistisch
Betreffend Entwicklung der Inflation zeigte sich Jordan aber verhalten optimistisch. Zwar könne er nach der Erhöhung des Leitzinses von Donnerstag weitere Zinserhöhungen nicht ausschliessen.
Es dauere wohl auch noch mindestens bis Ende 2023, bis man wieder im angestrebten Bereich zwischen null und zwei Prozent Inflation sei. Verhältnisse wie in gewissen EU-Ländern mit bis zu zehn Prozent Inflation seien für die Schweiz aber nicht zu erwarten.
Allerdings räumte er ein, dass die SNB die Inflation im letzten Jahr auch lange unterschätzte. Dies hauptsächlich wegen des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine, der im Januar «noch nicht vorhersehbar» gewesen sei.
Jordan führte aber auch aus, dass die verwendeten Modelle die Inflation «nicht optimal» prognostizierten. «Wir nehmen daraus mit, dass es neben den Modellprognosen auch eine Beurteilung mit dem gesunden Menschenverstand braucht.»
Auch betreffend des Wirtschaftswachstums sieht Jordan die Schweiz besser aufgestellt als viele andere Staaten. So rechne die SNB für 2023 zwar mit einem im Vergleich zu diesem Jahr kleineren Wirtschaftswachstum, aber nicht mit einer Rezession, wie sie etwa in Deutschland von der Bundesbank für 2023 prognostiziert wird.