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Neue Jobs geplant «Der Steuerzahler profitiert von der Pharma-Branche»

Die Pharma-Branche wächst und wächst, vor allem bei den Hightech-Jobs. Davon profitiere auch der Steuerzahler.

Dorothea Ledergerber, die Leiterin neuen Anlage für Zell- und Gentherapie, schwärmt: «Wir sind in der Zukunft angekommen: mit personalisierter Medizin, mit Zell- und Gentherapie.»

Weisse Blutkörperchen werden einem Patienten im Spital entnommen und hier im Labor mit einer neuen genetischen Information versehen. Werden die veränderten Blutkörperchen dem Patienten danach wieder zugeführt, sind sie in der Lage Krebszellen im Körper des Patienten zu erkennen und zu bekämpfen.

Die Therapie ist mit 370’000 Franken teuer. Novartis rechtfertigt sich: Die Therapie sei einmalig, die Erfolgsquote von 90 Prozent hoch. Hoch-qualifizierte Angestellte verrichten hoch-präzise Handarbeit.

In der neuen Anlage arbeiten derzeit 185 Leute. «Kollegen aus den Bereichen Tablettenherstellung, Kapselherstellung und sterilen Arzneiformen haben wir alle umgeschult», so Ledergerber.

Ein kleiner Lichtblick für die Angestellten in Stein im Kanton Aargau, dem grössten und wichtigsten Werk von Novartis, mit derzeit rund 1800 Beschäftigten. Denn vor einem Jahr kündigte Novartis hier den Abbau von mehreren Hundert Arbeitsplätzen an.

Nahaufnahme Mann.
Legende: Novartis-Ceo Vasant Narasimhan und seine Firma haben grosse Pläne. Keystone

Hightech-Arbeitsplätze verdrängen Routine-Jobs in der Pharma-Industrie. Das bestätigt Matthias Leuenberger, Präsident von Novartis Schweiz: «Weil die Produktion nicht mehr das Bedienen von grossvolumigen Apparaten umfasst. Biotechnologisch hergestellte Produkte sind gefragt. Und da sind andere Fähigkeiten und hochqualifizierte Leute gefragt.»

Da stören auch die hohen Schweizer Löhne nicht, wie Leuenberger sagt: «Hier geht es um Qualität, und da ist die Höhe der Löhne sekundär.»

Vorteil der Schweiz

Diese Entwicklung in Richtung Hightech-Arbeitsplätze sei erfreulich, sagt Michael Siegenthaler, Arbeitsmarkt-Experte bei der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich. «Die Schweiz ist immer mehr eine wissensintensive Volkswirtschaft, wir brauchen mehr Jobs in diesen hochqualifizierten Bereichen.»

Hier habe die Schweiz einen Vorteil gegenüber anderen Ländern. Man könne Wertschöpfungsanteile gewinnen und entsprechend wachse der Bereich.

«Die Pharma-Industrie produziert sehr viel Geld»

Trotz verschiedener Abbau-Runden, hat sich die Zahl der Beschäftigten in der Pharma-Industrie seit den 1990er-Jahren auf nunmehr fast 50'000 verdoppelt. Zu einem guten Teil sind das Arbeitsplätze in der Forschung und im Management.

Betrachtet man die gesamte Volkswirtschaft fällt auf, dass nur wenige Leute in der Pharma-Branche arbeiten. Knapp zwei Prozent aller Beschäftigten. Aber die Pharma-Angestellten erwirtschaften viel Geld. Pro Arbeitsstunde 350 Franken. Das ist die so genannte Wertschöpfung. So produktiv ist keine andere Branche.

Die Pharma-Industrie nutze damit der gesamten Wirtschaft, sagt Siegenthaler: «Die Pharmaindustrie produziert sehr viel Geld und davon profitiert nicht zuletzt auch der Steuerzahler, Zuliefererbranchen, Bauunternehmen oder andere Beratungsunternehmen.»

Job-Motor Pharma-Industrie

Und diese Erfolgsgeschichte soll weitergehen. Bis 2022 will Novartis in der neuen Anlage für Zell- und Gentherapie rund 450 Leute beschäftigen.

Ausbaupläne hat auch Konkurrentin Roche. Sie will ihren Hauptsitz in Basel vergrössern – mit der Möglichkeit, dass rund 10'000 Leute dort arbeiten werden, 4000 mehr als heute. Die Pharma-Industrie bleibt ein Job-Motor in der Schweiz.

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