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Neuer Job-Stress-Index Stress im Job: Zunahme vor allem bei den Jungen

Immer mehr, immer schneller und immer flexibler: Das sind zunehmend die Anforderungen an Arbeitnehmer. Wenn die Ressourcen nicht mehr ausreichen, um der Arbeit nachzukommen, folgt daraus Stress. Vor allem bei den Jungen nimmt dieser zu, wie der neuste Job-Stress-Index zeigt.

Die Gesundheitsförderung Schweiz misst anhand des Job-Stress-Index, wie sich die Stress-Belastung am Arbeitsplatz verändert. Wenig überraschend: Tempo und Intensität der Arbeit nehmen seit Messbeginn 2014 stetig zu. Das allein wäre noch kein Problem, wenn die nötigen Ressourcen am Arbeitsplatz bereitstehen würden.

Ist dies nicht der Fall, steigt das Ungleichgewicht zwischen Arbeitsbelastung und Ressourcen und es resultiert Stress. Beispiele für Ressourcen am Arbeitsplatz sind motivierende Arbeitsbedingungen, Ganzheitlichkeit der Aufgabe oder unterstützendes Verhalten der Vorgesetzten. Je weniger davon im Arbeitsalltag vorhanden sind, desto tiefer ist die Belastbarkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Junge leiden oft

Der aktuelle Job-Stress-Index kommt zum Schluss, dass vor allem bei jüngeren Arbeitnehmenden im Alter zwischen 16 und 24 Jahren die Ressourcen oft nicht ausreichen, um die steigende Arbeitsintensität zu meistern. Zeigt der Index auf einer Skala von 0 bis 100 im Durchschnitt ein Stress-Level von 50.83, sind es bei den Jungen bereits 52.18 Indexpunkte.

Rund 30 Prozent der Befragten fühlen sich schon vor Arbeitsbeginn erschöpft.
Autor: Achim Elfering Arbeitspsychologe an der Universität Bern

Erstaunlich: Führungskräfte leiden deutlich weniger oft unter Stress. Zwar sind die Arbeitsintensität und das Tempo auch dort hoch, aber sie haben dank ihrer Position deutlich mehr Ressourcen, um mit den steigenden Belastungen zurechtzukommen.

Ob nun Führungskräfte oder einfache Angestellte: «Allgemein fühlen sich rund 30 Prozent der Befragten schon vor Arbeitsbeginn erschöpft. Diese emotionale Erschöpfung stellt ein grosses Risiko dar, weil sich daraus oft gravierende Gesundheitsprobleme entwickeln», sagt Achim Elfering, Arbeitspsychologe an der Universität Bern.

Stressbedingte Milliarden-Verluste

Stress belastet bekanntlich die Gesundheit. Und wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wegen stressbedingten Krankheiten fehlen, entgehen den Unternehmen Leistungen.

Aber auch wenn gestresste Arbeitnehmende arbeiten, verursachen sie Kosten, denn durch das hohe Stresslevel reduziert sich die Leistungsfähigkeit. Laut Gesundheitsförderung Schweiz entgeht den hiesigen Firmen so ein Leistungspotenzial von rund 7.6 Milliarden Franken jährlich.

Weniger Leistung einfordern oder mehr Mittel bereitstellen: So, in etwas vereinfachter Form, können Firmen ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vor Stress schützen. Das liegt durchaus auch im finanziellen Interesse der Chef-Etagen.

Tagesschau, 02.09.2020, 19:30 Uhr

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