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Novartis-Trennung von Sandoz Ein weiterer Schritt in der Transformation

Im vergangenen Herbst hat Novartis angekündigt, dass die Sparte Sandoz auf den Prüfstand gestellt wird. Das hätte bedeuten können, dass Sandoz abgetrennt wird, oder dass – nach sorgfältiger Prüfung – alles beim Alten bleibt. Für viele Expertinnen und Experten war aber damals bereits klar, dass Sandoz unter dem Dach von Novartis keinen Platz mehr haben wird: Denn Novartis hat sich in den letzten Jahren zum fokussierten Pharmakonzern gewandelt, der stark auf innovative, teure Therapien setzt.

Sandoz hingegen verkauft Generika und Biosimilars, also Medikamente, bei denen der Patentschutz abgelaufen ist. Das bringt weniger Umsatz, tiefere Margen und passt auch nicht zu einem Konzern, der führend sein will im Bereich moderner Therapien gegen seltene Krankheiten oder Krebs.

Krieg macht Investoren vorsichtig

So dreht sich inzwischen eine ganze Reorganisation von Novartis darum, genau aus diesem Pharmabereich noch mehr herausholen zu können. Darum war die Frage für viele nicht mehr, ob Sandoz bei Novartis bleibt. Sondern nur noch, wer das Unternehmen kauft oder ob es als eigenständig an die Börse gebracht wird.

Dass Sandoz abgespaltet statt verkauft wird, dürfte mit dem herben Umfeld an den Finanzmärkten zu tun haben. Der Krieg in der Ukraine und die Inflationsraten in historischem Ausmass machen Investorinnen und Investoren vorsichtig. Die Risikofreude sinkt – und für das Geschäft mit günstigen Generika braucht es Nerven, denn die Preise sinken tendenziell. So räumte Novartis-Chef in einer Telefonkonferenz denn auch ein, man hätte in den letzten Monaten kein verbindliches Kaufangebot für Sandoz bekommen.

Novartis trennt sich mit Sandoz also eher von einem schwierigen Geschäft als von seiner Tradition, nach neuen Medikamenten zu forschen. Denn das tut der Mutter-Konzern weiterhin.

Positiv für Pharmastandort Schweiz

Sandoz wird sich als eigenständiges Unternehmen auf Generika und die etwas teureren Biosimilars konzentrieren. Die richtigen Nachahmerprodukte zu finden, in der richtigen Menge – das ist eine Art Quadratur des Kreises.

Dass Sandoz seine Zukunft nun eigenständig angeht, nicht unter dem Dach eines ausländischen Unternehmens oder aktivistischen Investors, sehen Expertinnen und Experten positiv – auch für den Pharmastandort Schweiz, der mit seinen Rahmenbedingungen in diesem Fall die bessere Alternative bietet als eine Zukunft fernab der bisherigen Heimat von Sandoz.

Lucia Theiler

Wirtschaftsredaktorin

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Lucia Theiler arbeitet als Wirtschaftsredaktorin bei SRF. Zuvor war sie unter anderem Leiterin der Wirtschaftsredaktion der Nachrichtenagentur sda. Theiler hat Betriebswirtschaft studiert.

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SRF 4 News, 25.08.2022, 7:30 Uhr

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