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Basler Pharmariese Novartis liegt beim Sparen auf Kurs

Der Gewinn ist im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr wie erwartet gesunken, auf gut 3.9 Milliarden Dollar.

Der Basler Pharmariese Novartis hat im vergangenen Halbjahr rund 25.5 Milliarden Dollar Umsatz gemacht. Das entspricht dem Vorjahresniveau. Grund für das Nullwachstum ist der starke Dollar. Ohne Wechselkurseffekt resultiert ein Plus von 5 Prozent.

Der Reingewinn liegt gegenüber der Vorjahresperiode um 21 Prozent tiefer bei gut 3.9 Milliarden Dollar. Hier macht sich unter anderem der inzwischen verkaufte Roche-Anteil bemerkbar. Novartis hatte im November ein Aktienpaket von rund einem Drittel von Roche an den Konzern Roche selbst verkauft.

Die Erträge aus dieser Beteiligung sind nun nicht mehr mitgerechnet. Analystinnen und Analysten hatten Ergebnisse in dieser Grössenordnung erwartet.

Sozialplan für Betroffene

Etwas Form nimmt der eingeschlagene Sparkurs an. Novartis strukturiert um und legt zwei bisher getrennte Geschäftsbereiche zusammen. Auch in der Schweiz fallen rund 1400 Stellen weg. Das hat Novartis bereits Ende Juni bekannt gegeben.

Es gibt einen Sozialplan für die betroffenen Mitarbeitenden. Dieser enthält unter anderem Stellenvermittlungen, Unterstützung durch ein Career Center, ein Bestplacement und Entwicklungsaktivitäten.

Outplacement, Headhunter, Career Center – eine Übersicht

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Massenentlassung: Wenn ein Unternehmen innert 30 Tagen eine gewisse Anzahl Angestellte aus wirtschaftlichen Gründen entlassen muss, spricht man von Massenentlassungen. Gestaffelte Kündigungen über einen längeren Zeitraum sind nicht erlaubt. Für Betriebe zwischen 20 und 100 Angestellten gelten 10 Kündigungen als Massenentlassung. Ab 100 bis 300 Angestellten gilt eine Kündigung bei 10 Prozent der Angestellten als Massenentlassung. In Betrieben ab 300 Angestellten gelten 30 Kündigungen als Massenentlassung.

Sozialplan: Unternehmen mit mehr als 250 Angestellten müssen bei Massenentlassungen einen Sozialplan erstellen. Der Inhalt des Sozialplans ist Sache der Sozialpartner. Meist betreffen die Inhalte die Finanzierung von Outplacement, Abgangsentschädigungen, vorzeitige Pensionierungen und Veränderung von Kündigungsfristen.

Employer Branding: Das ist der Ruf eines Unternehmens als Arbeitgeber. Baut ein Unternehmen Stellen ab, steht immer auch der Ruf, das Image auf dem Spiel. Unternehmen wollen daher mit Massnahmen wie Outplacement auch einen Ruf erhalten als sozialer Arbeitgeber, der sich um seine Angestellten kümmert – auch bei der Kündigung. Das wirke nicht nur auf die Personen, die das Unternehmen verlassen. Sondern auch auf jene, die bleiben, sagen Expertinnen und Experten.

Bestplacement, Career Transition, Career Placement: Wird von einigen Unternehmen auch Outplacement genannt. Gemeint ist, dass ein Unternehmen, das Angestellte entlassen muss, eine spezialisierte Firma einsetzt, um die Entlassenen bei der Stellensuche zu unterstützen. Sie erhalten Beratung bezüglich ihrer eigenen Positionierung, ihres schriftlichen und mündlichen Auftritts und der Aktivierung eines Netzwerkes. Beim Outplacement geht es also quasi um Hilfe zur Selbsthilfe. Bezahlt wird die Unterstützung vom alten Arbeitgeber.

Headunter: Ein Headhunter sucht im Auftrag eines Unternehmens nach einer geeigneten Fachperson. Bezahlt wird der Headhunter meist vom Auftraggeber, also dem neuen Arbeitgeber. Headhunter werben Personen auch ab und fokussieren sich nicht nur auf stellenlose Fachkräfte.

Interne Career Center: Diese schauen meist innerhalb eines Grosskonzerns nach passenden Stellen.

Stellenvermittlungen: Klassische Vermittler bringen Arbeitssuchende und Arbeitgeber zusammen. Sie gleichen Stellenanzeigen und Bewerberprofile ab und vermitteln zwischen den Arbeitnehmern und -gebern.

Ziel dieser Massnahmen sei es, die internen und externen Beschäftigungschancen der betroffenen Mitarbeitenden zu verbessern, so Novartis. Es handelt sich um Unterstützungsmassnahmen, die grössere Unternehmen oftmals einsetzen, wenn sie umstrukturieren.

Kein Entscheid zu Sandoz

Das neue Betriebsmodell soll bei den Vertriebs- und Gemeinkosten Einsparungen von 1.5 Milliarden Dollar bringen, wie Novartis bei Bekanntgabe der Zahlen konkretisierte.

Bisher stand eine Milliarde Franken Einsparungen im Raum. Keine Neuigkeiten gab der Konzern zum Generika-Hersteller Sandoz bekannt. Die Sparte steht noch immer auf dem Prüfstand. Eine Entscheidung soll bis Jahresende getroffen werden.

 

SRF 4 News, HeuteMorgen vom 19.7.2022, 08:00 Uhr

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