Der neue Postchef Pascal Grieder tritt seine Stelle in einer anspruchsvollen Zeit an. Sein Vorgänger Roberto Cirillo hatte dem gelben Riesen im Mai 2024 noch eine neue Strategie verpasst und einen weiteren Abbau von 170 Postfilialen verordnet, verbunden mit 100 Millionen Franken Investitionen in die weiterhin bestehenden Filialen. Dieser Um- und Abbau soll noch bis 2028 andauern und wird den 48-jährigen Grieder beschäftigen, wenn er seinen Job Anfang November übernehmen wird.
Doch das ist natürlich bei Weitem nicht das Einzige. Die Post ist schon seit Jahren eine fortwährende Baustelle. Die Herausforderung: Wie kann sie ihren verlustreichen Service-public-Auftrag erfüllen und wo liegen lukrative neue Geschäftsfelder? Entlang dieser Leitplanken tastet sich der Konzern Richtung Zukunft vor. Und dabei reden und diskutieren alle mit.
Im Reich der digitalen Möglichkeiten
Prägend ist die Digitalisierung. Sie ist für die Post schon seit Jahren Fluch und Segen zugleich. Sie sorgt dafür, dass die Post in ihrem althergebrachten Geschäft mit Briefen und Paketen enormen Veränderungen weiterhin unterworfen ist. Gleichzeitig tauchen immer wieder neue Opportunitäten im Reich der digitalen Möglichkeiten auf. Nicht immer erweisen sie sich als tragfähig.
Mittlerweile hat die Post aber zumindest eine gewisse «Raison d'Être» in der digitalen Welt gefunden. Sobald es um heikle und vertrauliche Daten geht, wird ihr Kompetenz zugetraut. Doch Aktivitäten wie jene rund um elektronische Patientendossiers oder die digitale ID, um zwei Beispiele zu nennen, sind bis jetzt nicht so richtig in Fahrt gekommen, und einen hohen Gewinn versprechen sie auch nicht gerade.
Postfinance bleibt unter Druck
An all diesen Voraussetzungen wird sich so schnell nichts ändern. Aktuell hat sich eine weitere Einnahmequelle gerade wieder relativiert. Bei Postfinance, der Cash-Cow des Postkonzerns, wird der neue Leitzins der Nationalbank auf die Marge und damit auf die Ertragskraft drücken. Schon in der Ära der Negativzinsen geriet der Postkonzern unter Druck, weil der wichtigste Gewinnlieferant nicht mehr gleich viel abwarf.
Auf Pascal Grieder warten also grosse Herausforderungen. Als ehemaliger Chef des Mobilfunkanbieters Salt bringt er sicher wertvolle Erfahrung mit aus einer hochkompetitiven Branche. Dort musste er versuchen, der dominanten Nummer eins Swisscom etwas entgegenzusetzen. Die Aufgabe an der Spitze der Post ist ungleich komplexer. Hinzu kommt viel Druck aus Politik und Öffentlichkeit. Das war, ist und bleibt so.