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Preisanstieg beim Erdöl An der Fördermenge wird vorerst nicht geschraubt

Die Länder der Opec+ haben darüber beraten, ob sie mehr Öl fördern lassen wollen, um den Preisanstieg zu stoppen. Resultat: Sie tun es vorläufig nicht.

Der Ölmarkt funktioniert nach eigenen Gesetzen, anders als etwa der Markt für Gas, Kohle oder Strom. Klar: Auch beim Öl spielen Angebot und Nachfrage eine Rolle. So gibt es aktuell im Golf von Mexiko noch immer Produktionsprobleme, während die Nachfrage zunimmt, weil sich die Wirtschaft von der Pandemie erholt. Beides lässt den Ölpreis steigen.

Beim Öl wird der Preis letztlich aber vor allem politisch festgelegt, indem die erdölexportierenden Länder, die in der Opec oder dem erweiterten Kreis der Opec+ organisiert sind, die Fördermenge festlegen.

Welche Länder sind bei Opec+ dabei?

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Opec-Logo
Legende: Keystone

Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) hat derzeit 13 Mitglieder: Algerien, Angola, Äquatorialguinea, Gabun, Iran, Irak, die Republik Kongo, Kuwait, Libyen, Nigeria, Saudi-Arabien, die VAE und Venezuela.

Insgesamt fördern die Opec-Mitgliedstaaten ungefähr 40 Prozent der weltweiten Erdölproduktion und verfügen über drei Viertel der weltweiten Erdölreserven.

Weil der Weltmarktanteil der Opec-Länder in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken ist, setzt das Kartell zunehmend auf die Kooperation mit Nicht-Opec-Staaten wie Russland, Kasachstan, Mexiko und Oman. Die Treffen mit diesen laufen unter der Bezeichnung Opec+.

Sie könnten, wenn sie wollten, den Preisanstieg beim Öl bremsen oder gar stoppen. Davon ist Energiefachmann Christof Rühl überzeugt. Dazu müssten sie einfach mehr Erdöl fördern. Aber: «Im Prinzip gehen sie natürlich nach diesem Muster vor, um keine Dollar auf dem Tisch liegenzulassen, und sie versuchen, die Preise so hoch wie möglich zu halten.»

Zu hoher Ölpreis bremst Wachstum

Das habe die Erdölvereinigung in der Vergangenheit gut hinbekommen, findet Rühl, der am Centre on Global Energy Policy der Columbia Universität in New York forscht. So ist der Ölpreis in den letzten Wochen und Monaten kontinuierlich gestiegen bis hin zur Grössenordnung von 75 Dollar pro Fass. Beliebig hoch darf ihn die Opec aber nicht ansteigen lassen. Zu teures Öl könnte nämlich das globale Wirtschaftswachstum ausbremsen und so die Nachfrage mitsamt dem Preis einbrechen lassen.

Das Öl ist sicherlich mehr als ein Nebenschauplatz, weil Öl der grösste Energieträger der Welt ist – immer noch.
Autor: Christof Rühl Ökonom an der Columbia Universität

Zu diesem Szenario, das nicht im Interesse der Opec wäre, sagt Rühl: «Das, glaube ich, ist im Moment noch nicht in Sicht.» Und so warten die Erdöl exportierenden Länder der Opec+ vorerst zu und weiten ihre Produktion nicht zusätzlich aus. Mit dem aktuell relativ hohen Ölpreis komme die Weltwirtschaft gut zurecht, ist der Ökonom überzeugt.

Schliesslich habe sie schon deutlich höhere Preise verkraftet. Bleibt die Frage: Wie wichtig ist der Ölpreis denn überhaupt noch für den Gang der Weltwirtschaft? «Das Öl ist sicherlich mehr als ein Nebenschauplatz, weil Öl der grösste Energieträger der Welt ist – immer noch», sagt Rühl.

Lieferkettenprobleme allgegenwärtig

Öl ist für die Wirtschaft also nach wie vor wichtig. Doch momentan hängt der Gang der Wirtschaft vor allem von etwas anderem ab: «Es sind immer noch in erster Linie die Lieferkettenprobleme, weil die natürlich an ganz verwundbaren Stellen passieren. Zum Beispiel die Chips, die nicht zur Verfügung stehen, die dazu führen, dass jetzt die Wartezeiten für Autoproduktion sich verlängern und solche Sachen nicht verfügbar sind.»

Fehlende Computerchips, Löcher in den Lieferketten, Mangel an Fachkräften: Das alles belastet die Konjunktur weltweit derzeit stärker als der hohe Ölpreis. Und diese Probleme lassen sich nicht mit einem Schrauben an der Ölfördermenge durch die Opec lösen.

Info 3, 04.10.2021, 17:00 Uhr

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