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Preise im Detailhandel Dynamische Preise im Ausland im Trend – und in der Schweiz?

In Norwegen setzen die Supermärkte auf tägliche Preisanpassungen. In der Schweiz wäre das technisch auch möglich, aber die Detailhändler halten sich zurück.

Darum geht es: Stellen Sie sich vor: Sie sind im Geschäft und kaufen ein Kilo Äpfel. Sie schauen sich das elektronische Preisschild an. Noch während Ihres Einkaufs wechselt der Preis. Plötzlich kosten die Äpfel 50 Rappen mehr – oder weniger. Der Preis ändert mehrmals täglich und passt sich der Nachfrage an. Das ist keine Fantasie, sondern ist in einigen Ländern bereits Realität.

Trend im Ausland: In Norwegen etwa gibt es bereits Supermärkte mit dynamischen Preisen. Der Discounter Rema 1000 hat die Preise auf elektronischen Schildern angeschrieben. Sie werden je nach Produkt im Verlauf des Tages geändert, wie das Wall Street Journal schreibt. Die Konsumentinnen und Konsumenten sind sich daran gewöhnt, dass die Preise auch innerhalb von Stunden wechseln können. Rema 1000 führt in Norwegen und Dänemark mehr als 1000 Filialen, mit über 20'000 Angestellten – es handelt sich also um einen grossen Anbieter. Ähnliche Modelle wie in Norwegen gibt es in den Niederlanden und anderen Ländern.

Frau füllt Gemüseregal auf
Legende: Filiale von Rema 1000 in Norwegen mit elektronischen Preisschildern. Rema 1000 / TORSETH Kleiberg

USA mit elektronischen Preisschildern: Dass die Frage der dynamischen Preise in den Supermärkten neu gestellt wird, hat auch mit der Entwicklung in den USA zu tun. Dort ersetzen die grossen Ketten die Preisschilder aus Papier mit digitalen Anzeigen, vor allem auch in den Lebensmittelgeschäften. Bei Walmart sind bisher mehr als 400 Filialen mit digitalen Preisschildern ausgestattet, in Zukunft sollen es mehr als 2000 sein. Lidl US hat im vergangenen Jahr die Preisschilder aus Papier durch elektronische ersetzt. Ob diese Digitalisierung in den US-Geschäften zu dynamischen Preisen führt, ist bei Experten umstritten.

Digitale Preisschilder in der Schweiz: Hierzulande sind die digitalen Preisschilder viel verbreiteter als man vermuten könnte. Die grossen Anbieter haben umgestellt, so gesehen sind die Schweizer Detailhändler einen Schritt weiter als jene in den USA. Die Migros zum Beispiel hat mit der Umstellung vor sechs Jahren begonnen und hat die Filialen schrittweise mit elektronischen Preisschildern ausgestattet. Lidl Schweiz hat die Preisschilder vor fünf Jahren flächendeckend ersetzt und auch Aldi setzt voll auf elektronische Schilder. Bei Coop sind rund zwei Drittel der Supermärkte damit ausgestattet. Die grossen Detailhändler könnten zumindest teilweise ihre Preise jederzeit per Knopfdruck steuern. Sie machen das allerdings zurückhaltend.

Stabile Preise: Die Detailhändler in der Schweiz schrecken vor dynamischen Preisen zurück: «Die Migros setzt auf stabile Preise. Dynamische Preise, bei denen die Preise mehrfach oder einmalig im Tagesverlauf angepasst werden, sind aktuell nicht Teil der Geschäftspolitik», schreibt die Medienstelle. Bei Aldi Schweiz heisst es, dass die Preise maximal einmal täglich angepasst würden, jeweils in der Nacht. «Wir setzen weiterhin auf fixe Preise», so Lidl Schweiz. Und bei Coop heisst es, dass überall in der Schweiz die gleichen Preise gelten, dynamische Preise seien kein Thema. Dass die Detailhändler darauf verzichten, hat damit zu tun, dass solche dynamischen Preise bei vielen Kundinnen und Kunden unbeliebt sind. Eine Ausnahme machen die Schweizer Anbieter bei den Lebensmitteln. Die Preise von Produkten, bei denen die Verkaufsfrist ausläuft, werden auch im Verlauf des Tages gesenkt, um die Verschwendung zu verhindern.

SRF 4 News, 05.08.2025, 16:12 Uhr

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