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Projekt zu Nachhaltigkeit Forschungsgruppe: «Leben auf einem Planeten, der begrenzt ist»

Wie können Wohlstand, Wettbewerbsfähigkeit und der Schutz der Umwelt unter einen Hut gebracht werden? Damit hat sich das Programm «Nachhaltige Wirtschaft» des Schweizerischen Nationalfonds befasst.

Lebensmittelproduktion und Ernährung, Wohnen und Bauen, nachhaltiges Verhalten und Konsum, Waldökosysteme und Kreislaufwirtschaft: Breit ist die Themenpalette im Forschungsprogramm «Nachhaltige Wirtschaft» des Schweizerischen Nationalfonds.

Regina Betz spricht. Links von ihr zwei Forschungskolleginnen. Betz gestikuliert leicht, gelben Schal um den Hald.
Legende: Regina Betz (rechts): «Es muss ein Prozess sein, bei welchen die Bevölkerung miteinbezogen wird.» Links im Bild: Karolin Frankenberger von der Universität St. Gallen und Johanna Jacobi (Mitte) von der ETH Zürich. KEYSTONE/Peter Klaunzer

Genau das sei neu, betont Regina Betz, Co-Präsidentin des Programms und Professorin an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften: «Das war ein Programm, das alle Forscher zusammengebracht hat, die im Bereich Nachhaltigkeit tätig sind.»

Nachhaltig ist effizient

Naturwissenschaftlerinnen, Ökonomen oder Juristinnen – daraus sei auch «eine Art Community» entstanden, man habe eine «gemeinsame Sprache» gefunden. Betz sagt: «Das gab es bisher nicht.» Zudem hätten sehr viele sogenannte Praxispartner mitgemacht, also Unternehmen oder auch Gemeinden, die Forschungsergebnisse direkt angewandt hätten.

Wer auf pflanzliche Ernährung umstellt, wird sowohl in der Gesundheit als auch im Portemonnaie bessergestellt.
Autor: Regina Betz Co-Präsidentin des Programms und Professorin

Dabei sei in verschiedenen Bereichen deutlich geworden, dass nachhaltig auch effizienter wäre. Regina Betz nennt die Ernährung: «Wer auf pflanzliche Ernährung umstellt, wird sowohl in der Gesundheit als auch im Portemonnaie bessergestellt.» Gleichzeitig tue man noch «etwas Gutes für die Umwelt».

Zielkonflikte offen ansprechen

Gleichzeitig seien dank der Breite der Forschung auch Zielkonflikte offen zutage getreten, zum Beispiel, dass und vor allem wie der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Schutz der Artenvielfalt sich teilweise gegenseitig im Weg stehen.

Solche Dilemmata müsse die Politik offen benennen: «Es muss ein Prozess sein, bei welchem die Bevölkerung miteinbezogen wird.» Dabei habe sich gezeigt: Wenn man dabei den Menschen Optionen aufzeige und keine davon sei, untätig zu bleiben, könne man auch «einen Konsens» finden.

Nachhaltigkeit bedeutet auch, auf erneuerbare Energie zu setzen. Hier der Windpark auf dem jurassischen Mont Soleil.
Legende: Nachhaltigkeit bedeutet auch, auf erneuerbare Energie zu setzen. Hier der Windpark auf dem jurassischen Mont Soleil. KEYSTONE/Valentin Flauraud

Die Forscherinnen und Forscher geben der Politik eine ganze Reihe weiterer Empfehlungen – eine zentrale davon: Umweltfreundliche Technologien müssen sich lohnen. Dazu müssten die Kosten der Umweltbelastung überall mitgerechnet werden.

Und es müssten jeweils möglichst alle Akteure zusammenarbeiten, betont Karolin Frankenberger. Sie ist Professorin für Strategie und Innovation an der Universität St. Gallen, die sich im Forschungsprogramm mit der Kreislaufwirtschaft auseinandergesetzt hat: «Es braucht Anreize, Verbote und motivierte Unternehmer, die den ersten Schritt machen und ein Vorbild darstellen.»

Wachstum und Ressourcenverbrauch entkoppeln

Auch seien Kundinnen und Kunden wichtig, welche das Verhalten ändern. «Wir schaffen es nur im Zusammenspiel mit verschiedenen Partnern. Und genau das macht es auch so schwierig.»

Karolin Frankenberger bei der Medienkonferenz in Bern.
Legende: Karolin Frankenberger bei der Medienkonferenz in Bern. KEYSTONE/Peter Klaunzer

Klar sei – und das sagt nicht ein alt-linker Wachstumskritiker, sondern mit Karolin Frankenberger eine Professorin der Universität St. Gallen – wir müssten Wirtschaftswachstum neu denken: «Wir müssen Wachstum entkoppeln vom Ressourcenverbrauch. Und wir müssen von der Idee loskommen, dass massives und unendliches Wachstum bis in alle Ewigkeit möglich ist.» Sie betont: «Wir leben auf einem Planeten, der begrenzt ist.»

Wir müssen von der Idee loskommen, dass massives und unendliches Wachstum bis in alle Ewigkeit möglich ist.
Autor: Karolin Frankenberger Professorin der Universität St. Gallen

Grundlegend neue Resultate hat das Forschungsprogramm «Nachhaltige Wirtschaft» nicht hervorgebracht. Aber es hat bestehendes Wissen vertieft, kombiniert und transparent gemacht. Die Hoffnung der Autorinnen ist denn auch gross, dass diesen Grundlagen mehr Taten folgen als in den letzten Jahren und Jahrzehnten.

Echo der Zeit, 16.05.2023, 18:00 Uhr

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