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Rabattschlacht im Tourismus Schweizer Ferienregionen buhlen um Einheimische

Gäste aus der Schweiz könnten dem Schweizer Tourismus Linderung bringen. Sie werden nun mit allen Mitteln umworben.

Statt am Meer sollen die Tessiner diesen Sommer im eigenen Kanton Ferien machen. Damit Hotels Übernachtungen zu einem besseren Preis anbieten können, unterstützt der Kanton die Hotels mit sechs Millionen Franken.

Es wird eine Marketingschlacht geben zwischen den verschiedenen Kantonen.
Autor: Angelo Trotta Tessiner Tourismusdirektor

Der Tessiner Tourismusdirektor Angelo Trotta buhlt aber nicht nur um die Tessiner Gäste, sondern auch um die West- und Deutschschweizer. Mit aggressiver Werbung und Rabatten will er die Bündner und die Walliser Konkurrenz ausstechen: «Es wird eine Marketingschlacht geben zwischen den verschiedenen Kantonen. Alle werden auf die Einheimischen wetten.»

Nachfrage steigt bereits

Tatsächlich: Auch Graubünden, das Berner Oberland und das Wallis rühren fleissig die Werbetrommel. Das Wallis etwa versucht es mit einer witzigen Bilderreihe, die Leute mit kauzigen Frisuren während des Lockdowns zeigt.

«Chum wie dü bisch», steht darauf. Die regionalen Tourismusorganisationen kämpfen mit allen Mitteln – offenbar mit erstem Erfolg. Die Tourismusdirektoren aus dem Wallis, dem Tessin und dem Kanton Graubünden bestätigen eine steigende Nachfrage. Für ein Aufschnaufen sorge das aber noch nicht, sagt Martin Vincenz von Graubünden Ferien.

Viele Betriebe werden wegen der Schutzkonzepte nicht 100 Prozent anbieten können.
Autor: Martin Vincenz Graubünden Ferien

«Viele Betriebe werden wegen der Schutzkonzepte nicht 100 Prozent anbieten können. Das heisst, man kann das gar nicht mit dem letzten Jahr vergleichen.» Viel entscheidender werde die Wertschöpfung sein – also wie viel Hotels und Regionen zum Beispiel mit Freizeit- und Spezialangeboten verdienen werden. Innovative Ideen seien gefragt, so Vincenz. Es werde sicherlich auch solche geben, die mit starken Rabatten versuchen, Gäste anzulocken. Es dürfe aber auf keinen Fall zu einer Rabattschlacht kommen.

Weniger Gäste zu erwarten

Dieser Meinung ist auch der Walliser Tourismusdirektor und Präsident der Konferenz der regionalen Tourismusdirektoren, Damian Constantin: «Ein gewisser Preiskampf wird stattfinden, aber ich sehe keine Nivellierung der Preise nach unten.» Die Preise müssten gehalten werden.

Man darf nicht vergessen, dass diese Krise viele der Betriebe an den Rand des Ruins getrieben hat.
Autor: Damian Constantin Walliser Tourismusdirektor und Präsident der Konferenz der regionalen Tourismusdirektoren

Denn: «Man darf nicht vergessen, dass diese Krise viele der Betriebe an den Rand des Ruins getrieben hat.» Sie seien deshalb angewiesen auf gute Margen, sagt Constantin. Gerade auch, weil in diesem Sommer nicht die gleiche Anzahl an Gästen zu erwarten sei wie in früheren Jahren.

Preiserhöhung kaum möglich

Mit einer Rabattschlacht würde sich die Branche selbst schaden, ist auch Jürg Stettler überzeugt. Er leitet an der Hochschule Luzern das Institut für Tourismuswirtschaft. «Es ist schwierig, die Preise mittel- und langfristig wieder zu erhöhen.» Das habe sich auch 2015 gezeigt, nach der Aufhebung der Euro-Franken-Untergrenze. «Sehr viele Hotels haben versucht, über Preissenkungen diesen schlechteren Wechselkurs auszugleichen. Es ist ihnen aber nur teilweise gelungen, die Nachfrage damit zusätzlich zu stimulieren.»

Noch würden nur wenige Hotels mit Dumpingpreisen um Übernachtungsgäste buhlen. Auch wenn das den Gästen gefallen würde: Für die Schweizer Tourismusindustrie sei zu hoffen, dass das so bleibt, so Stettler.

Info 3, 19.05.2020, 12 Uhr

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