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Reich werden mit Kunst Kunstaktien für alle – das will die neue Börse Artex ermöglichen

Einen kleinen Anteil an grosser Kunst besitzen: Das will die Investment-Plattform Artex mit Kunstaktien ermöglichen.

Kunst besitzen ist in aller Regel Gutbetuchten vorbehalten: Nur wenige haben das Glück, dass sie auf Künstler oder Künstlerinnen setzten, als deren Werke unbekannt und erschwinglich waren, und sie dann später von einer Wertsteigerung profitieren konnten.

Alle anderen müssen tief in die Tasche greifen, wenn sie etwa Gemälde renommierter Künstlerinnen und Künstler erwerben wollen. Die neue Kunstbörse Artex will das ändern und Investments in Kunst allen zugänglich machen.

55 Millionen Dollar für Werk von Francis Bacon

Im Victoria & Albert Museum in London hat Artex am 31. Mai das erste Werk präsentiert, mit dem die Kunst-Investmentplattform an den Start geht: Es ist das Triptychon «Three Studies for a Portrait of George Dyer» von Francis Bacon, das er 1963 schuf. Artex bewertet das Werk des britischen Künstlers mit 55 Millionen Dollar.

Interessierte sollen nun Aktien im Wert von je 100 Dollar zeichnen können. Faktisch erwerben Anlegerinnen und Anleger Papiere einer Aktiengesellschaft, die im Besitz des Triptychons ist. Ihren Sitz hat die Aktiengesellschaft in Luxemburg. Für das Clearing ist die Schweizer Börse Six verantwortlich.

Die Idee ist, dass jeder gewinnt, aber niemand viel gewinnt.
Autor: Yassir Benjelloun-Touimi Geschäftsführer und Mitgründer Artex

Mitgründer und Geschäftsführer von Artex ist der ehemalige Investmentbanker Yassir Benjelloun-Touimi. Er sagt, dass Artex Gebühren zwischen sechs und sieben Prozent erheben will: «Wir haben drei Parteien, wenn wir mit den Banken zusammenarbeiten: die Kunstverkäufer, die Investoren und die Vermittler. Die Idee ist, dass jeder gewinnt, aber niemand viel gewinnt.»

2022 wurde weltweit Kunst im Wert von schätzungsweise 67.8 Milliarden Dollar umgesetzt. Artex spekuliert auf den Wertzuwachs von Kunst. Vergangenes Jahr etwa legte der Preis der Werke der hundert erfolgreichsten Künstler und Künstlerinnen um drei Prozent zu. Im selben Zeitraum verlor der Aktienindex der 500 grössten börsenkotierten US-Unternehmen 19 Prozent an Wert.

 Aktienindex S&P 500 und Entwicklung der 100 von Artmarket top gelisteten Künstler und Künstlerinnen.
Legende: SRF

Dirk Boll, Vorstandsmitglied des Auktionshauses Christie's, verfolgt den neuen Player auf dem Markt mit Interesse: «Ich denke, der kritische Punkt wird im Sekundärhandel dieser Anteilsscheine liegen. Das heisst, wenn Artex es schafft, genug Menschen für dieses Anlageformat zu begeistern, sodass diese Papiere dauerhaft gehandelt werden, haben sie gute Chancen. Aber das ist genau der kritische Punkt.»

Kunstanwalt ist skeptisch

Das Triptychon von Francis Bacon ist das erste Werk, für das Aktien angeboten werden. Artex will bald mit weiteren Bildern auf den Markt kommen.

Mein grosses Fragezeichen ist in der Tat, ob es gelingt, auch wirklich Top-Werke zu bekommen, wie die Webseite ja verspricht.
Autor: Andreas Ritter Geschäftsführer Verband Kunstmarkt Schweiz

Kunstanwalt Andreas Ritter, Geschäftsführer vom Verband Kunstmarkt Schweiz, ist vorerst skeptisch: «Mein grosses Fragezeichen ist in der Tat, ob es gelingt, auch wirklich Top-Werke zu bekommen, wie die Webseite ja verspricht. Und das ist natürlich auf dem heutigen Kunstmarkt eigentlich die riesengrosse Frage, wie kommt man an Top-Werke ran.»

Gemälde werden Museen zur Verfügung gestellt

Yassir Benjelloun-Touimi ist überzeugt, genügend Werke beisammen zu bekommen: «Wir verbringen viel Zeit damit, Sammler, die vielleicht am Ende ihres Lebens sind, davon zu überzeugen, ihre Werke mit der Öffentlichkeit zu teilen. Wir erklären ihnen, dass der Rest der Gesellschaft profitiert – und Museen ihre Werke aufnehmen werden.»

Das will Artex auch: Die Werke sollen in Museen für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Ob das gelingt und ob das Geschäftsmodell von Artex funktioniert, werden Anlegerinnen und Anleger entscheiden.

10vor10, 31.5.2023, 21:50 Uhr

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