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Rohstoffhandel: «Ein Tweet kann den ganzen Markt verändern»
Aus Rendez-vous vom 11.07.2019. Bild: Keystone
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Rohstoffhandel im Wandel Warum die Rohstoffbranche transparenter wird

Rohstoffkonzerne wie Glencore treten vermehrt aus dem Schatten – auch weil sie müssen.

Der Rohstoffhandel galt während Jahrzehnten als verschwiegenes Geschäft. Anfragen von Journalisten versickerten irgendwo. Doch die Zeiten ändern sich. Der Handel mit Kohle, Öl, Kupfer, Kobalt oder Aluminium ist im Wandel.

Die Kunden wollen wissen, woher ihre Produkte stammen und wie sie gewonnen und gehandelt werden. Die Bereitschaft zu mehr Transparenz sei das eine, die Umsetzung in der Praxis das andere, sagt Wirtschaftsredaktor Dario Pelosi.

Dario Pelosi

Dario Pelosi

Wirtschaftsredaktor

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Dario Pelosi hat Geografie und Medienwissenschaften studiert. Seit 2003 arbeitet er bei Radio SRF, seit Sommer 2017 als Wirtschaftsredaktor. Seine Spezialgebiete sind Rohstoffhandel, Transport, Werkplatz Schweiz und Energie.

SRF News: Glencore gibt sich offener. Ist das eine Folge der anstehenden Konzernverantwortungsinitiative?

Dario Pelosi: Die voraussichtlich im nächsten Jahr an die Urne gelangende Konzernverantwortungsinitiative hat als Druckmittel sicher einen Effekt. Es würde aber wohl zu kurz greifen, die vermehrte Transparenz auf dieses Volksbegehren zurückzuführen.

Welche Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle?

Zum einen der Börsengang von Glecnore im Jahr 2011. Das machte die Konzernchefs mit einem Schlag zu Milliardären. Doch damit war auch die Verpflichtung verbunden, den Investoren Einblick zu gewähren. Gerade die Investoren reagieren zunehmend empfindlich, wenn der Börsenkurs wegen schlechter Presse nachgibt. Beispielsweise vor einem Jahr nach der angekündigten Untersuchung der US-Justiz wegen mutmasslicher Korruption im Kongo.

Die Investoren reagieren empfindlich, wenn der Börsenkurs wegen schlechter Presse nachgibt.

Zugleich sind grosse Anleger wie etwa Staatsfonds dazu verpflichtet, in transparente, nicht klimaschädliche Unternehmen zu investieren. Deshalb hat sich Glencore in diesem Frühjahr auch verpflichtet, künftig den Kohleabbau zu begrenzen und die CO2-Emissionsgrenzwerte des Pariser Klimaabkommens einzuhalten.

Dazu kommt als wichtiger Aspekt der stete Druck der Nichtregierungsorganisationen. Public Eye und Alliance Sud sind seit Jahren vor Ort sehr gut über die Branche informiert und halten die Finger auf wunde Punkte. Sie zeigen, das Verschleierungen früher oder später ohnehin ans Tageslicht kommen. Das dürfte mit ein Grund gewesen sein für die aktive Rolle der Konzerne für mehr Transparenz.

Wie steht Glencore zur Konzernverantwortungsinitiative?

Offiziell äussert sich der Konzern nicht. Wenn man sich in der Branche umhört, heisst es, Glencore sei mehr oder weniger auf einer ähnlichen Linie wie die anderen Rohstoffkonzerne. Diese liebäugeln mit dem abgeschwächten Gegenvorschlag und stellen sich damit auch gegen Economiesuisse.

Der Tenor der Branche: Wir sind ja schon transparent, legen seit Jahren mehr Zahlen offen, etwa zu Unfällen und Zahlungen an Regierungen. Die Konzerne wollen aber eine pragmatische Lösung nach dem Motto: Verantwortung und Kontrolle sind ok, aber es muss gut organisierbar sein.

Es tut sich also etwas bei den Konzernen?

Das Umdenken ist sicher da, rein aus rechnerischen Überlegungen. Das Problem dürfte dann aber die Umsetzung sein, denn die Konzerne sind weit verästelt. Sämtliche Unter-Unternehmer im Abbau oder Transport im Griff zu haben, dürfte sehr schwer sein. Deshalb setzen die Konzerne auf den in ihren Augen abgeschwächten Gegenvorschlag.

Das Gespräch führte Simon Leu.

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