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Russische Energielieferungen Wohin russisches Gas und Öl fliessen

Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat US-Präsident Joe Biden am Dienstag ein Importverbot für Rohöl und Erdgas aus Russland erlassen – die zwei wichtigsten russischen Exportgüter. Auch die EU-Staaten wollen am Donnerstag an ihrem Gipfel-Treffen in Versailles beraten, wie sie unabhängiger von russischen Öl- und Gas-Importen werden können.

Andererseits drohte Russland Anfang Woche mit der Abschaltung der Gaspipeline Nord Stream 1. Doch wer ist eigentlich wie abhängig von den russischen Energieträgern? Eine Übersicht:

Europa

Wie die Grafik oben zeigt, waren im Jahr 2020 unter den Top Ten der Abnehmerländer russischen Erdgases fünf EU-Länder. Auch umgekehrt ist Russland mit Abstand der wichtigste Erdgas-Lieferant für Europa:

So führen verschiedene Gaspipelines von Russland nach Europa:

Doch die Unterschiede in Europa sind gross. So bezogen beispielsweise Estland oder Finnland im letzten Jahr ihr gesamtes Erdgas aus Russland. In Deutschland kommt über die Hälfte des Gases aus Russland. Andere Länder wie Grossbritannien oder Spanien beziehen kaum russisches Gas.

Auch der Anteil von Erdgas im länderspezifischen Energiemix divergiert in Europa stark. In Grossbritannien, das über eigene Vorkommen verfügt und kaum russisches Gas importiert, ist er am höchsten. Die oben erwähnten Länder Finnland und Estland brauchen relativ wenig Erdgas. In Deutschland wiederum macht Erdgas über ein Viertel des Energieverbrauchs aus.

Schwierige Suche nach Alternativen

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Die Suche nach alternativen Gas-Lieferanten ist äusserst schwierig, wie Energie-Expertin Cornelia Meyer erklärt: «Es ist langfristig sicher realistisch, kurzfristig aber nicht.» Die grosse Frage sei, woher man das Gas bekomme. Man könnte auf Flüssiggas umschwenken, doch dieses sei in 25-jährigen Verträgen versprochen. «Australien oder Katar könnten vielleicht 10 bis 15 Prozent nach Europa umleiten. Man bräuchte mehr amerikanisches Gas und dort gibt es auch nicht genügend», so Meyer.

Noch vor Erdgas ist Erdöl das Exportgut Nummer 1 der russischen Wirtschaft. Russland ist nach den USA und Saudi-Arabien der drittgrösste Erdölproduzent der Welt. Russlands grösster Ölmarkt ist Europa. Die EU bezog 2019 ein Viertel ihres Erdöls aus Russland.

USA

Komplett auf russisches Erdöl und Erdgas verzichten künftig die USA. Beim Rohöl machen die russischen Importe jedoch nur einen kleinen Teil aus, wie die folgende Grafik zeigt:

Ihr Gas produzieren die USA weitgehend selbst, bei den Importen spielt Russland keine Rolle.

Schweiz

Und wie sieht es in der Schweiz aus? Im Jahr 2020 wurden 15.1 Prozent der Energie, die in der Schweiz verbraucht wurde, aus Erdgas gewonnen. Von den direkten Gasimporten der Schweiz stammen 47 Prozent aus Russland. Russland ist damit der mit Abstand wichtigste Gaslieferant der Schweiz.

Beim Öl sieht das etwas anders aus. Im Jahr 2020 importierte die Schweiz lediglich 8225 Tonnen Rohöl aus Russland – verglichen mit der Gesamtmenge ein verschwindend kleiner Teil.

Rendez-vous, 09.03.2022, 12:30 Uhr ; 

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