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SBB organisiert Unterhalt des Schienennetzes neu
Aus Echo der Zeit vom 27.11.2019. Bild: Keystone
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SBB ändert Beschaffungswesen «Mittelfristig sollten die Verspätungen hoffentlich abnehmen»

Die SBB hat bei Unterhalt von Fahrleitungen und Schienen grossen Nachholbedarf. Nun geht sie neue Wege: Statt die Arbeiten einzeln auszuschreiben, vergibt sie leistungsbezogene Gesamtpakete. Das hat Folgen für die Kunden – und kleine Unternehmen, sagt Klaus Bonanomi.

Klaus Bonanomi

Klaus Bonanomi

SRF-Wirtschaftsredaktor

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Klaus Bonanomi ist seit 2009 Wirtschaftsredaktor bei Radio SRF. Davor war er Nachrichtenredaktor, Bundeshauskorrespondent und Produzent der Sendung Rendez-vous. Er ist zudem als Korrespondent für die österreichische Zeitung «Der Standard» und für den deutschen «Südkurier» tätig.

SRF News: Was bedeutet die Änderung konkret?

Klaus Bonanomi: Bisher hat SBB immer einzelne Aufträge ausgeschrieben, zum Beispiel für den Ersatz von zwei Weichen in einem Bahnhof. Die Bahntechnik-Unternehmer konnten offerieren, bis wann und zu welchem Preis sie diesen Auftrag würden ausführen können. Neu schreibt die SBB langfristige Rahmenverträge aus, um in den nächsten Jahren Hunderte von Weichen zu ersetzen oder Hunderte von Kilometern Gleise oder Fahrleitungen zu erneuern. Eine erste solche Ausschreibung hat nun das Bahntechnik-Unternehmen Rhomberg Sersa gewonnen.

Bahngleise
Legende: Rhomberg Sersa wird in den kommenden drei bis fünf Jahren 350 Weichen und Anschlussgleise erneuern. Keystone

Heisst das, die SBB verliert bis zu einem gewissen Grad die Kontrolle über den Unterhalt?

Schon bisher hat man Personal und Maschinen gemietet oder ganze Aufträge herausgegeben – pro Jahr sind allein auf dem SBB-Netz 230 Kilometer Gleis zu erneuern! Künftig will man nun beim Gleisbau alles vergeben, was standardisiert ist, also der normale Gleisbau, Weichen und Fahrleitungen. Spezialisierte Aufgaben wird die SBB weiterhin selber mit eigenem Personal lösen.

Was passiert bei einer akuten Störung auf dem Schienennetz?

Dann sollen auch künftig die eigenen Spezialisten sofort ausrücken. Das Know-how und die Fähigkeit zur schnellen Intervention will man behalten, betont die SBB auf Anfrage.

Gleis-Bauarbeiter
Legende: Kritiker befürchten, dass kleinere Unternehmen künftig kaum mehr Chancen hätten, an den Ausschreibungen teilzunehmen. Keystone

Was bedeutet das für kleine Gleisbaufirmen?

Wenn es darum geht, 350 Weichen innert fünf Jahren zu ersetzen, kann dies nicht ein kleines Unternehmen leisten. Kleinere Unternehmen können natürlich zusammenspannen, wie etwa beim Bau des Gotthard-Basistunnels; da sind zum Teil auch kleinere spezialisierte Unterlieferanten zum Zug gekommen.

Die Kleinen haben schlechtere Karten in diesem Spiel.

Aber es ist nicht einfach, an diese Aufträge heranzukommen. Die Kleinen haben schlechtere Karten in diesem Spiel. Aber auch für unterlegene Grossunternehmen kann es ein Problem sein, wenn sie wissen, dass sie für die nächsten fünf Jahre von der SBB keine Aufträge mehr bekommen werden.

Werden die Kunden etwas vom Wechsel spüren?

Kurzfristig nicht; Rhomberg Sersa ist schon jetzt ein wichtiger Partner beim Eisenbahnbau bei der SBB. Mittelfristig sollten hoffentlich die Verspätungen und Betriebsstörungen abnehmen – wenn es der SBB gelingt, dank dieser neuen Verträge den Umbau und die Erneuerung des Netzes mit dem nötigen Tempo vorantreiben zu können.

Mittelfristig sollten Verspätungen und Betriebsstörungen abnehmen.

Es gibt grossen Nachholbedarf an Unterhalt und Erneuerung. Da hat sich einiges angestaut, weil über Jahre zu viel Geld in Neu- und Ausbauten investiert wurde, ohne zu bedenken, dass das auch höhere Unterhaltskosten mit sich bringt.

Was bringt das neue Modell der Auftragsvergabe?

Es bringt für beide Seiten Planungssicherheit; und es wird tendenziell günstiger, weil weniger Aufwand für Offerten betrieben werden muss. Ähnliche Modelle werden zum Beispiel bei IT-Beschaffungen der öffentlichen Hand schon angewendet; möglich wäre auch, dass Kantone oder der Bund künftig Strassen- und Autobahn-Unterhalt mit solchen Rahmenverträgen ausschreiben könnten. Aber Experten warnen auch vor Schattenseiten – so könnte sich der Konzentrationsprozess verstärken und der Wettbewerb geschwächt werden, weil viele Kleinunternehmer kaum noch Chancen hätten, an solchen grossen Ausschreibungen teilzunehmen.

Das Gespräch führte Simone Hulliger.

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