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Schleich Spielzeuge Spielzeuganbieter Schleich im Tief – Kritik an Schweizer Besitzer

Der Chef geht, der Umsatz schrumpft und ein umstrittener Umzug: Die zur Partners Group gehörende Schleich ist aus dem Tritt geraten.

Eine Ikone: In vielen Kinderzimmern haben die Figuren einen festen Platz – die Spielsachen von Schleich. Das Unternehmen aus Deutschland verkauft pro Jahr fast 40 Millionen Figuren. Kühe, Pferde, Katzen, Schlümpfe sowie auch Dinosaurier und Fabelwesen. Die Figuren sind nicht ganz billig, aber schier unzerstörbar – und oft ein Geschenk von Generation zu Generation. Nun gibt es Sand im Getriebe und auch Kritik am Eigentümer aus der Schweiz, der Partners Group.

Wechsel von Besitzer: Schleich ist eine Firma mit einer langen Tradition, sie wurde vor 90 Jahren gegründet. Zuerst lieferte das Unternehmen lediglich Kunststoffteile, produzierte später möglichst naturgetreue Tierfiguren. Die Gründerfamilien zogen sich vor 20 Jahren zurück, Finanzgesellschaften übernahmen den Betrieb. Vor 6 Jahren folgte erneut ein Wechsel, die Partners Group hat die Kontrolle übernommen. Zum Übernahmepreis wurden damals keine Angaben gemacht, die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete von 400 Millionen Euro. Aus heutiger Sicht ein stolzer Preis. 

Partners Group

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Partners Group ist eine Private-Equity-Gesellschaft mit Sitz in Baar im Kanton Zug. Das Unternehmen investiert Geld ihrer Kundinnen und Kunden in andere Firmen. Partners Group verwaltet Vermögen von mehr als 174 Milliarden Dollar und beschäftigt rund 2000 Personen. In den Unternehmen, an welchen Partners Group beteiligt ist, arbeiten gemäss Nachhaltigkeitsbericht 580'000 Personen.

Auf und ab: Nach der Übernahme entwickelte sich das Geschäft bei Schleich zunächst positiv. In der Zeit von 2015 bis 2022 hat sich der Umsatz verdoppelt, in der Zeit von Corona kauften die Menschen so viele Spielzeuge wie selten zuvor. Doch dann kam der Bruch. Im Sommer 2024 kündigte die Firmenleitung die Verlagerung des Firmensitzes von Schwäbisch Gmünd in Baden-Württemberg ins über 200 Kilometer entfernte München an, ein weiterer Teil der Aktivitäten wurde nach Prag verlagert. Der Entscheid wurde damals von der Partners Group als Eigentümer gestützt. Der Umzug führte zu Turbulenzen, ein grosser Teil der Belegschaft war betroffen.

Figur Löwe wird hergestellt
Legende: Mit viel Liebe zum Detail: Schleich lässt die Figuren von externen Lieferanten produzieren. Schleich

Kritik von der Gewerkschaft: «Das ist ein Verhalten, das nicht zu einem Spielzeughersteller passt», sagt Julian Liebner von der Gewerkschaft IGBCE. Die Verlagerung sei im Juni angekündigtund bereits im Dezember vollzogen worden. Viele Angestellte hätten auf einen Umzug verzichtet und seien gegangen. «Es gab absolut keinen Willen von dem Plan abzuweichen», sagt Liebner gegenüber SRF. Die Firmenleitung habe nach München umziehen wollen, weil es dort mehr kreative Köpfe gebe. Das Argument sei nicht nachvollziehbar. Der Schweizer Kosmetikhersteller Weleda zum Beispiel habe in Schwäbisch Gmünd eine Niederlassung mit mehr als 1000 Angestellten. Das zeige, dass es möglich sei, auch in den Regionen ausserhalb der Zentren erfolgreich einen Betrieb zu führen.

 

Figur Frosch
Legende: Von klein bis gross: Auch der Frosch gehört zum Sortiment. Schleich

Schon wieder neuer Chef: In den deutschen Medien wird die Lage bei Schleich als kritisch eingestuft. Es entsteht der Eindruck, Partners Group habe ein gut funktionierendes Unternehmen übernommen, welches nun immer mehr in die Tiefe rutscht. «Traditionsmarke in Existenznot», titelt etwa das deutsche «Manager-Magazin». Der Spielzeughersteller brauche neues Geld, eine Umschuldung werde geprüft. Bereits zum zweiten Mal innerhalb von anderthalb Jahren gibt es bei Schleich einen neuen Chef.

Das Geschäft harzt: Der Umsatz ist bei Schleich in den vergangenen zwei Jahren um 20 Prozent eingebrochen. Das hat zum einen mit den hauseigenen Schwierigkeiten zu tun. Aber auch das Umfeld hat sich verschlechtert. Die Eltern kaufen weniger Spielsachen als in der Zeit von Corona. Auch in der Schweiz sind die Verkäufe rückläufig. Partners Group will sich auf Anfrage nicht im Detail zu den Geschäften bei Schleich äussern.

SRF 4 News, 12.9.2025, 16:12 Uhr;liea

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