Was ist passiert? Alnatura wird den Betrieb seiner Bio-Supermärkte in der Schweiz per Ende 2025 einstellen. Geschlossen werden sämtliche 25 Läden in der Schweiz, betroffen sind rund 260 Mitarbeitende im Verkauf. Die Migros Zürich verspricht, allen betroffenen Angestellten ein alternatives Stellenangebot innerhalb der Genossenschaft zu unterbreiten. Zudem würden für die bestehenden Ladenflächen Anschlusslösungen sowohl innerhalb der Migros-Gruppe als auch mit externen Interessenten geprüft. Damit endet ein seit über einem Jahrzehnt bestehendes Franchisemodell zwischen Alnatura und der Genossenschaft Migros Zürich.
Warum schliessen die Alnatura-Filialen? Die Migros kam zum Schluss, dass man nicht mehr die «beste Betreiberin für die Alnatura-Filialen» sei. «Der Rückzug aus diesem Geschäftsmodell ist das Resultat unserer konsequenten Fokussierung auf den Migros-Supermarkt und der entsprechenden Ausrichtung der Ressourcen», so die Migros in einer Mitteilung. Mit anderen Worten: Die Migros Zürich will sich wieder auf den Verkauf von Bio-Produkten auf ihren eigenen Kanälen konzentrieren. Und: Der Konzern befindet sich zurzeit im grössten Umbau der Geschichte. Bereits mehrere Unternehmensbereiche wurden abgestossen, darunter Hotelplan, Bike World, SportX, Melectronics und Obi sowie Micasa und die Do-it-Baumärkte.
Wie geht es weiter mit Alnatura? Die Marke Alnatura bleibt erhalten. Die Migros will das Sortiment mit den ökologisch produzierten Alnatura-Produkten in ihren eigenen Filialen und im Onlineshop weiter ausbauen. Seit 2012 ist Alnatura ein fester Bestandteil des Bio-Angebots der Migros. Alnatura hat seinen Hauptsitz im deutschen Darmstadt. Das Unternehmen produziert nicht selbst, sondern arbeitet mit rund 300 Bio-Produzenten in Europa zusammen – vor allem in Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien und teils auch in der Schweiz. Ein Grossteil der Alnatura-Produkte wird also in die Schweiz importiert.
Was bedeuten die Filialschliessungen für den Schweizer Bio-Markt? Das ist schwierig abzuschätzen. Laut Branchenverband Bio Suisse belief sich der schweizweite Umsatz 2024 auf 4.1 Milliarden Franken. Das ist ein Rekordwert. Allerdings: Die Wachstumsraten sind relativ niedrig. 2018 lag der Bio-Marktanteil bei 10.3 Prozent und stieg bis Ende 2024 lediglich auf 12.3 Prozent. Die Wachstumsdynamik hat sich nach Corona verlangsamt. Coop und Migros dominieren das Segment, sie decken rund 75 Prozent des Schweizer Bio-Marktes ab. Gleichzeitig sind Bio-Fachhandel und Direktvermarktung rückläufig. Die Tendenz in der Kundschaft, Bio-Produkte nur noch bei den «Grossen» zu kaufen, könnte sich verstärken. Es gibt auch Kritik: Migros und Coop erzielen mit Bio-Produkten höhere Margen, während Bio-Bauern dabei verhältnismässig weniger verdienen.