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Sitz in Lyss BE Autozulieferer Feintool streicht 70 Stellen in der Schweiz

  • Der Automobilzulieferer Feintool verlagert einen Teil der Produktion bis Ende 2025 von Lyss ins Ausland.
  • Konkret will Feintool an seinem Sitz im Kanton Bern 70 der rund 200 Stellen streichen.
  • Ein Teil der Produktion werde von Lyss nach Tschechien ausgelagert, schreibt Feintool.

Der starke Schweizer Franken sowie hohe Arbeits- und Energiekosten hätten zu dem Entscheid geführt. Bei dem ausgelagerten Teil handle es sich um die Grossserien-Fertigung. Sie sei exogenen Faktoren wie dem starken Schweizer Franken sowie hohen Arbeits- und Energiekosten ausgesetzt und könne hierzulande nicht mehr wettbewerbsfähig betrieben werden, heisst es in einer Mitteilung.

Angespannte Lage in der Automobilbranche

Insgesamt beschäftigt Feintool weltweit an 17 Standorten 3200 Mitarbeitende. Weiterhin in Lyss bleiben sollen laut den Angaben die Kompetenzzentren Feinschneiden und Wasserstoff sowie der Hauptsitz der Gruppe.

Mechaniker arbeitet an einer grossen Metallmaschine.
Legende: Künftig sollen in Lyss BE nur noch hochspezialisierte Fertigungsschritte vollzogen werden. (Bild: 14.01.16) KEYSTONE/Gaetan Bally

Die Umstrukturierung hat finanzielle Folgen. Im laufenden Jahr werde sie das Ergebnis der Gruppe voraussichtlich um 10 bis 12 Millionen Franken belasten. Nach Abschluss der Verlagerung soll dann eine «nachhaltige Verbesserung» des operativen Gewinns (EBIT) um 7 Millionen pro Geschäftsjahr erreicht werden.

Hintergrund der Verlagerung sei, dass der Automobilsektor in Europa von einem anspruchsvollen Marktumfeld geprägt sei. Hersteller sowie Lieferanten passten entsprechend ihre Produktions- und Geschäftsmodelle an. Daher habe auch Feintool die Aufstellung der Produktionskapazitäten überprüfen müssen.

Einschätzungen von SRF-Wirtschaftsredaktor Manuel Rentsch

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SRF News: Warum hat das Unternehmen diesen Schritt unternommen?

Manuel Rentsch: Feintool begründet die Verlagerung mit den hohen Kosten für die Energie und die Löhne in der Schweiz. Auch der starke Franken spiele eine Rolle.

Wie plausibel sind diese Gründe?

Der Druck auf die Industriebetriebe ist gestiegen. Die Löhne in der Schweiz sind zwar generell höher als im Ausland. Dafür sind die Firmen zum Teil auch produktiver. Eine Herausforderung für die Branche ist sicher der starke Franken. In den vergangenen Jahren ist der Franken gegenüber dem Euro und auch gegenüber dem Dollar und den anderen wichtigen Währungen stärker geworden. Das heisst, die Produkte in der Schweiz werden teurer im Vergleich zu den Produkten aus dem Ausland. Dies macht es für hiesige Firmen schwieriger, mithalten zu können. In Tschechien ist die Produktion und das Leben generell viel billiger.

Wie steht es um die Branche in der Schweiz aktuell?

Bei den klassischen Industriebetrieben – Maschinen, Elektro und Metall – waren die Zahlen im ersten Quartal eher schlecht. Beispielsweise sind die Umsätze aus der Branche um gut 5 Prozent geschrumpft. Lieferungen ins Ausland gingen sogar um mehr als 8 Prozent zurück. Die Fabriken sind weniger ausgelastet als normal, und es gibt auch etwas weniger Aufträge. Dies hat der Branchenverband Swissmem letzte Woche mitgeteilt.
Aufgrund der Konflikte auf der Welt würden sich Firmen zum Teil mit Investitionen zurückhalten, was eben auch die Schweizer Industrie treffe. Man könnte sagen, es bleibt holprig. Und das zeigt sich auch beim angekündigten Stellenabbau bei Feintool in Lyss.

SRF4 News aktuell, 28.05.24, 7:30 Uhr ; 

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