Das meiste Soja essen nicht Menschen, sondern Nutztiere. Dieses Soja haben Futtermittelproduzenten früher vor allem aus Brasilien importiert. Das hat sich im Verlauf der letzten zehn Jahre geändert. 2024 hat die Schweizer Futtermittelbranche, die sich im Sojanetzwerk Schweiz zusammengeschlossen hat, vor allem aus Europa importiert: Schweizer Hühner, Schweine und Kühe haben letztes Jahr 93 Prozent europäisches Soja gefressen. Grund für die neuen Handelswege war aber nicht nur die Nachhaltigkeit.
Unabhängigkeit von Brasilien
Das Netzwerk wollte vor allem unabhängiger von Brasilien werden. Denn Soja aus Übersee ist nicht immer gleich gut verfügbar und auch die Frachtkosten schwanken. Zudem wächst Soja auch in Europa problemlos. Bis vor einigen Jahren war es in Europa nicht in ausreichender Menge und Qualität verfügbar.
Die Verfügbarkeit erklärt der Rohstoffhändler Marco Fischer, Geschäftsführer der Nungesser AG, denn auch zum Hauptgrund für den Import europäischen Sojas: «Es ist verfügbar und damit wettbewerbsfähig geworden.» Der Preis spiele dabei keine grosse Rolle. Soja wird an der Börse gehandelt und kostet überall gleich viel zuzüglich Transportkosten, diese machen aber nicht viel aus. Brasilianisches Soja importieren die Händler vor allem noch, um Engpässe zu überbrücken.
Schweizer Soja ist nicht wettbewerbsfähig
Europäisches Soja ist nicht unbedingt nachhaltiger als das brasilianische, sagt Fortunat Schmid, von der Agrargenossenschaft Fenaco. Er präsidiert zurzeit das Sojanetzwerk. Die Emissionen beim Transport spielen punkto Nachhaltigkeit im Vergleich zum Anbau eine kleine Rolle. Aber: «Nachhaltigkeitsmassnahmen werden in Europa eher verstanden» und entsprechend auch umgesetzt. Zudem könne das Netzwerk dank der Nähe den Abbau und die Verarbeitungsprozesse enger begleiten.
Noch einfacher wäre dies bei einer Produktion in der Schweiz. «Der Hauptgrund, dass der Sojaanbau in der Schweiz nicht steigt, liegt beim Preis», sagt Schmid. Im Vergleich zu anderen Agrarprodukten, die durch Zölle und Kontingente geschützt sind, sei es für Landwirte und Landwirtinnen zu wenig attraktiv, Soja anzubauen. Man müsste also Sojaimporte mit Zöllen belegen, wie das die Schweiz bei vielen anderen Produkten tut, um die Schweizer Produktion zu stützen.
Kein Platz für Soja
Mehr Grenzschutz würde aber die Importe von Soja verteuern, damit würde auch das Futter für die Nutztiere teurer und letztlich auch die Eier, das Fleisch und die Milch. Zudem werden bereits heute rund 60 Prozent der verfügbaren Ackerflächen in der Schweiz für den Anbau von Futtermitteln gebraucht. Wenn man auch noch mehr Soja zu Futtermittelzwecken anbauen wollte, müssten Lebensmittel weichen.
«Ohne Importe gehts nicht», sagt Fortunat Schmid vom Sojanetzwerk. Zumindest so lange Produzenten und Produzentinnen so viele Nutztiere halten wie heute.