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Stellenabbau bei der Swiss Bundesrat und Gewerkschaften reagieren betroffen auf Swiss-Abbau

Die Fluggesellschaft Swiss leidet weiterhin massiv unter der Pandemie und dem Zusammenbruch des Reiseverkehrs. Sie verliert täglich Millionen und muss nun erneut den Rotstift ansetzen. 650 Vollzeitstellen sollen gestrichen und die Flotte um 15 Prozent reduziert werden. Politik und Arbeitnehmerverbände reagieren betroffen.

Bundespräsident und Wirtschaftsminister Guy Parmelin meldete sich rasch nach Bekanntgabe des Abbaus und schrieb auf Twitter, Bund und Behörden würden alles tun, um die Auswirkungen abzuschwächen. Gegenüber SRF sagte, die Flugbranche sei allgemein in einer sehr schwierigen Lage. Der Staat helfe, auch aus strategischen Überlegungen. Die Airline sei wichtig für den Tourismus, für den Handel.

Vielleicht, so Parmelin weiter, sei der bittere Einschnitt aber auch nötig, um überlebensfähig zu sein und in Zukunft wieder wachsen zu können.

In einer Stellungnahme des Departements für Umwelt und Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) stellte der Bund aber auch Forderungen an die Fluggesellschaft. Man erwarte, dass die Swiss die konkreten Schritte in enger Absprache mit den Sozialpartnern vornimmt. Die Sozialpartnerschaft sei eine wichtige Grundlage der Zusammenarbeit – gerade auch in schwierigen Zeiten.

Von den grossen Parteien hat die SP bereits reagiert. Sie verurteilt die Massenentlassungen und erinnert an die im vergangenen Jahr erteilten Corona-Finanzhilfen des Bundes für die Swiss.

Gewerkschaften kritisieren Management

Nicht überraschend reagieren die Arbeitnehmervertreter besonders betroffen auf die Nachrichten. So bedauert Kapers, die Gewerkschaft des Kabinenpersonals, den Schritt zutiefst und spricht von einem der «schmerzhaftesten Tage» in ihrer Geschichte. Der Pilotenverband Aeropers forderte derweil ein «Bekenntnis der Airline zu ihren eigenen Piloten» statt der die Produktion an «Fremdanbieter wie Helvetic» auszulagern.

Gefahr eines Groundings wie 20021 gering

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SRF-Wirtschaftsredaktor Matthias Heim schätzt, dass die Gefahr eines Groundings der ganzen Flotte – wie etwa 2001 bei der Swissair – derzeit noch gering ist. Aber er gibt zu bedenken: «Wie das in ein paar Monaten ausschaut, ist natürlich eine ganz andere Frage. Es ist klar, dass die Swiss sicherlich nicht Quartal für Quartal Hunderte von Millionen Franken verbrennen kann. So kann die Flugindustrie eigentlich nur hoffen, dass eine Erholung möglichst rasch kommt. Aber es ist auch klar, dass die Zeiten, wie sie noch vor der Pandemie herrschten, nicht mehr so rasch zurückkommen werden.»

Die Gewerkschaft VPOD will sich laut Mitteilung im Rahmen des Konsultationsverfahrens nun dafür einsetzen, dass die Swiss ihre «risikoreiche Strategie» nochmals überdenkt. Aktuelle Studien zeigten positive Szenarien für den Luftverkehr. Bereits Ende 2021 könnte ein ähnliches Niveau im Luftverkehr wie vor der Krise erreicht werden, heisst es von der Gewerkschaft.

Für Philipp Hadorn, Präsident der Bodenpersonal-Gewerkschaft SEV-GATA, «verspiele» die Leitung der Swiss mit der «Massenentlassung» das Vertrauen der Mitarbeitenden und der Bevölkerung. Auch der Kaufmännische Verband kritisierte den Zeitpunkt der Restrukturierung gerade nach Zugeständnissen des Bodenpersonals gegenüber dem Unternehmen.

Radio SRF4 News, 06.05.2021, 12:30 Uhr ; 

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