Seit Ende 2010 setzt sich Hans Hess als Präsident des Branchenverbandes Swissmem unermüdlich für die Anliegen der Schweizer Industrie ein. Er tut dies unaufgeregt, bodenständig. Er ist direkt und klar in seinen Aussagen.
Und er lässt sich von seinen starken Überzeugungen leiten. So ist der 65-Jährige beispielsweise ein Verfechter des dualen Bildungssystems. Er verteidigt die Schuldenbremse und steht in der jetzigen Krise Konjunkturprogrammen oder «à fonds perdu»-Krediten skeptisch gegenüber, obwohl davon auch seine Verbandsmitglieder profitieren könnten.
Die Schweizer Industrie durchlebte in seiner Amtszeit gleich mehrere ruppige Krisen. Der Schweizer Franken wertete sich kontinuierlich auf. Zeitweise kratzte der Euro-Franken-Kurs sogar an der Parität. Das setzte der Maschinenindustrie, die stark von Exporten ins Ausland lebt, kräftig zu.
Herausforderung für 320'000 Angestellte
Dennoch ist die Zahl der Angestellten in diesen zehn Jahren nur geringfügig zurückgegangen von 330'000 auf aktuell 320'000. Hess ist nicht überrascht, sondern stolz, wie er im Gespräch mit SRF sagt: «Die Firmen haben diese Herausforderung angenommen und sich unglaublich schnell und unglaublich erfolgreich angepasst. Und das ist vielleicht das Schönste, was ich in meiner Zeit als Swissmem-Präsident erleben durfte.»
Hess ist ein Pragmatiker. Als beispielsweise das Rahmenabkommen des Bundesrates mit der EU in der Schweiz auf Widerstand stiess, rief Hess hinter den Kulissen die wichtigsten Wirtschaftskräfte zusammen, um zu klären, wo konkret das Rahmenabkommen nachjustiert werden müsste, um doch noch die nötige Unterstützung zu bekommen.
Ursprünglich Werkstofftechnik studiert
Dabei behielt Hess auch die Anliegen der Sozialpartner im Auge. Ein Gewerkschaftsvertreter beschreibt Hess als harten, aber fairen Verhandlungspartner. Er habe die Personenfreizügigkeit, aber auch den Lohnschutz unterstützt. Der studierte Werkstofftechniker war nie nur Verbandsvertreter, er war immer auch selber in der Industrie tätig.
Meine Grosskinder freuen sich auch, wenn sie etwas mehr Zeit mit ihrem Grossvater haben.
In den letzten rund 40 Jahren war er zuerst operativ, später vor allem in Verwaltungsräten tätig, zum Beispiel bei Comet, Burckhardt Compression, Leica, Dormakaba, Sulzer oder Huber+Suhner. Das macht ihn glaubwürdig, aber auch angreifbar.
Der Nachfolger steht schon fest
So musste Hess auch schon öffentlich heftige Kritik von Investoren an seiner Unternehmensführung einstecken. Zum Beispiel bei Comet rumorte es kürzlich tüchtig rund um seinen Abgang dort.
Jetzt, mitten in der Coronakrise, räumt Hess den Präsidentenstuhl beim Branchenverband Swissmem. «Wir haben das Tal durchschritten. Wie schnell es dann auf der anderen Seite hochgeht, ist schwer zu sagen.» Das zu begleiten, wird ab nächstem Jahr Sache seines Nachfolgers Martin Hirzel sein.
Hess wird sich dann anderen Aufgaben zuwenden: «Ich habe verschiedene Aktivitäten im Startup-Bereich gestartet. Ich habe immer noch ein Verwaltungsratspräsidium und ein -vizepräsidium. Und meine Grosskinder freuen sich auch, wenn sie etwas mehr Zeit mit ihrem Grossvater haben.»