Hurrikane, Taifune, Zyklone, Fluten, Erdbeben: Sie verursachen derart hohe Schäden, dass einzelne Versicherer sie nicht alleine tragen können. Hier kommen Rückversicherer ins Spiel, etwa Swiss Re. Und mehr und mehr spielt auch künstliche Intelligenz eine Rolle.
Swiss Re will mithilfe von künstlicher Intelligenz Naturkatastrophen besser verstehen und dadurch Schäden vorbeugen. Daten hat das Unternehmen mit 160-jähriger Geschichte reichlich. Die Kunst ist es, sie zu ordnen und daraus das Richtige herauszulesen.
«Wir haben 50 Wissenschaftler mit 200 Modellen», sagt Konzernchef Andreas Berger im «Eco Talk». Sie speisen jedes reale Ereignis in die Modelle ein, mit dem Ziel, präzisere Vorhersagen zu treffen. Und Erkenntnisse zu gewinnen, die bei der Prävention helfen.
Naturkatastrophen führen zu gewaltigen Schäden: Vergangenes Jahr waren es weltweit 318 Milliarden Dollar. Etwas weniger als die Hälfte davon ist versichert. Die versicherten Schäden schwanken zwar von Jahr zu Jahr, nehmen in der Tendenz aber deutlich zu, pro Jahr gemäss Angaben von Swiss Re im Schnitt um fünf bis sieben Prozent.
Ist der Klimawandel schuld? Andreas Berger winkt ab. «Haupttreiber ist der Bevölkerungszuwachs – insbesondere in Gebieten, die Naturkatastrophen ausgesetzt sind.»
Auch der steigende Wohlstand spielt eine Rolle. Etwas lapidar ausgedrückt: Je mehr teure Autos bei einer Überschwemmung weggespült werden, desto stärker steigt die Schadenssumme. Andreas Berger formuliert es so: «Mit dem Bevölkerungswachstum kommen ja auch Werte: Autos, Häuser, Fabriken.»
Weitere Gründe für die wachsenden Schäden: Es wird öfter in gefährdeten Zonen gebaut, etwa an Küsten oder in waldbrandgefährdeten Regionen. Zudem treibt die Inflation Reparatur- und Wiederaufbaukosten in die Höhe.
Wie sehr die Versicherungsbranche von künstlicher Intelligenz profitieren kann, sieht der Swiss-Re-Chef in einem anderen Bereich, bei der Versicherung von Baustellen. Vom Moment einer Anfrage über die internen Berechnungen bis zum effektiven Angebot seien früher teils drei Wochen vergangen, «und wir haben dafür 14 verschiedene Applikationen benutzt. Mit KI haben wir das auf einen Tag reduziert».
Mit einem anderen Phänomen tut sich die Versicherungsbranche schwer: mit Cyber-Versicherungen. Andreas Berger räumt unumwunden ein, dass «wir derzeit noch nicht genügend verstehen über die Ursachen der Cyberschäden». Solange das so bleibe, würden die Versicherungssummen in diesem Bereich nicht sehr hoch sein.
Und solange bleibt es beim Status quo. Heisst etwa bei Unternehmen: «Da gibt es kleinere Versicherungssummen, die das echte Risiko an sich nicht abdecken.»