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DNA-Marker zur Produktidentifizierung
Aus ECO vom 17.02.2020.
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Transparente Lieferkette Unsichtbare Markierung funktioniert wie ein Strichcode

Ein ETH-Unternehmen garantiert mit einer unsichtbaren «Impfung» die Herkunft und Lieferkette von heiklen Gütern.

Blutdiamanten aus Konfliktgebieten, T-Shirts, deren Baumwollproduktion ganze Landstriche verseucht, oder Lebensmittel, deren Ursprung unklar ist: Oft wissen Abnehmer und Konsumenten nicht, unter welchen Bedingungen Grundstoffe oder Lebensmittel gewonnen werden.

Das Schweizer ETH-Spin-Off-Unternehmen Haelixa will Licht in die Lieferketten und Verarbeitungswege bringen: mittels einer «DNA-Impfung», die wie ein unverwechselbarer Strichcode funktioniert.

Diamanten werden «geimpft»

Die sogenannte «Marker»-Methode hat Michela Puddu in ihrer Doktorarbeit an der ETH Zürich entwickelt. So werden beispielsweise Edelsteine sofort nach der Förderung mit Name, Mine und Förderjahr gekennzeichnet.

Die Informationen werden in Form einer künstlichen DNA abgespeichert. Diese wird in unsichtbare Kieselerde-Partikel von 0.1 Mikrometer Grösse eingepackt, welche selbst unter dem Mikroskop unsichtbar ist.

Die Edelsteine werden in dieser künstlichen DNA «gebadet», sozusagen geimpft. Weil Edelsteine mikroskopisch feine Risse haben, dringen die Partikel dort ein und bleiben haften. Die quasi im Strichcode hinterlegten Informationen können später jederzeit herausgelesen werden.

Blutdiamanten? Der Kunde will wissen, unter welchen Bedingungen die Edelsteine gewonnen wurden.
Legende: Blutdiamanten? Der Kunde will wissen, unter welchen Bedingungen die Edelsteine gewonnen wurden. Keystone

Für den Luzerner Juwelier Gübelin ist es ein Kaufsargument, wenn der Kunde nachprüfen kann, dass die Steine keine Blutdiamanten sind, sondern aus sauberer Herkunft stammen. «Der Endkunde will heute wissen: Wo wurden die Steine abgebaut? Wurden Umweltstandards eingehalten? Wie sind die Arbeitsbedingungen vor Ort? Und bleibt auch der lokalen Bevölkerung ein Teil des Profits?», sagt Gübelin.

Baumwolle wird mit DNA besprüht

Wegen undurchsichtigen Lieferketten mit umweltschädlichen Praktiken steht auch die Textilindustrie in der Kritik. Die Technik des ETH-Spin-Offs Haelixa wird hier bereits bei der Baumwollernte eingesetzt. Der Glarner Textilhersteller Spoerry will damit beweisen, dass er Garne verarbeitet, die beispielsweise aus europäischer Baumwolle bestehen.

Garne. Doch was für eine Baumwolle ist darin verarbeitet? Die DNA soll Aufschluss geben.
Legende: Garne. Doch was für eine Baumwolle ist darin verarbeitet? Die DNA soll Aufschluss geben. imago images

Die in Südspanien geerntete Baumwolle wird dazu mit einer künstlichen DNA besprüht. So lasse sich die Baumwolle unverwechselbar markieren, sagt die Erfinderin des Verfahrens, Michela Puddu. «Wenn wir den Herkunftstest machen, suchen wir eine bestimmte DNA. In diesem Fall jene von Sevilla. Wir könnten aber auch nach mehreren suchen, wenn unterschiedliche Fasern drin wären.»

Noch ohne die Textilriesen

Noch sind die grossen Textilproduzenten wie H&M oder Ikea nicht auf das neue Verfahren zur Rückverfolgbarkeit aufgesprungen. Textilmann Peter Spoerry hat die DNA-«Impfung» bereits bei Burberry und Armani präsentiert, sagt aber, dass es Zeit brauche, bis einzelne Marken ihren Kunden Kleider mit transparenter Herkunft anbieten.

Damit sich der wirtschaftliche Erfolg für das ETH-Spin-Off einstellt, muss zweierlei geschehen: Einerseits müssen die Textilkonzerne einen Vorteil darin erkennen, ihren Kunden die Rückverfolgbarkeit zu garantieren. Und andererseits müssen Konsumentinnen und Konsumenten auch nachvollziehen wollen, woher die Kleider stammen. Und dies auch wertschätzen, was oft mit einem Aufpreis verbunden ist.

In der Textilindustrie, die weltweit jährlich über 500 Milliarden Euro Umsatz macht, sieht die Spin-Off-Gründerin Michela Puddu durchaus Potenzial für ihre Erfindung.

ECO 17.02.20; kurn

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