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Umstrittene Buchungsplattform «Booking.com ist für uns Fluch und Segen gleichermassen»

Wer ein Hotel buchen will, tut dies oft über eine der diversen Onlineplattformen wie Booking.com. Die Hotels können sich gegen eine Kommission dort listen lassen. Diese Kommission wurde nun vom Eidgenössischen Preisüberwacher gerügt. Booking.com ist konsterniert, die Hoteliers freuts.

Das Hotel Drei Könige in Luzern blickt auf eine bald hundertjährige Tradition. Das Gasthaus werde gerne frequentiert, sagt Direktor Thomas Hostettler, aber ohne Buchungsplattformen wie Booking ginge das heute nicht mehr. «Man ist schon stark abhängig davon. Es ist nicht mehr so wie früher. Es kommt keiner, der fragt, ob man noch ein Zimmer hat. Gerade heute etwa, hat jemand auf Booking gebucht und dreissig Minuten später war die Person an der Türe. Früher klapperte man die Hotels ab und fragte, ob noch ein Hotelzimmer frei ist.»

Preisüberwacher: Booking.com muss Kommissionen senken

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Dass die Kommissionen zu hoch sind, findet auch der Preisüberwacher. Er verfügte am Mittwoch, dass Booking diese um ein Viertel senken muss. «Die Kommissionssenkung betrifft in erster Linie die Hotels und Hoteliers. Das heisst für sie tiefere Kosten. Ich gehe davon aus, dass mindestens ein Teil der tieferen Kosten den Konsumentinnen und Konsumenten weitergegeben wird. Mittelfristig sollten auch die Zimmerpreise sinken.»

Es ist nicht das erste Mal, dass Booking.com Thema ist in der Schweizer Politik. 2022 befasste sich das Parlament mit der sogenannten «Lex Booking». Sie machte es für Hotels legal, die Zimmerpreise auf der eigenen Website günstiger anzubieten als auf der Buchungsplattform.

15 Prozent des Zimmerpreises einer Onlinebuchung geht direkt an Booking. Freude mache das nicht. «Ich bezeichne dies gerne als Hassliebe, auf der einen Seite braucht es sie, aber am liebsten würde man es ohne sie machen.» Es würden viele Menschen über eine Onlineplattform buchen, so Hostettler. «Ab und an ist schon das ganze Haus über Onlineplattformen gebucht.»

Solche Plattformen sind für uns Fluch und Segen. Sie sind unheimlich wichtig, aber wir müssen schauen, dass sie uns nicht ganz aussaugen.
Autor: Jörg Arnold Geschäftsführer «The Chedi» in Andermatt

Und auch Jörg Arnold, Geschäftsführer des «The Chedi» in Andermatt sieht das so, auch wenn sein Hotel um die 65 Prozent Direktbuchungen vorweisen kann : «Solche Plattformen sind für uns Fluch und Segen. Sie sind unheimlich wichtig, aber wir müssen schauen, dass sie uns nicht ganz aussaugen», sagt Arnold.

Booking leitet Berufungsverfahren ein

Dass die Dienstleistung von Booking die Hoteliers Geld koste, sei durchaus gerechtfertigt, so Arnold. Wie viel, das sei allerdings der Knackpunkt. Es gäbe Hotels, die sich solchen Buchungsplattformen praktisch ergeben, weil sie keine Möglichkeit hätten, sich sonst zu positionieren. «Dass die Politik die Kommissionen nun beschränkt, ist schön. Wir wissen aber nicht, welches Ass Booking als nächstes aus dem Ärmel zieht.»

Booking gibt sich konsterniert und legt Berufung ein. Das niederländische Unternehmen schreibt auf Anfrage: «Es wird sich aufgrund dieser Entscheidung nichts an unseren Provisionssätzen ändern, bis das Ergebnis unseres Berufungsverfahrens fest steht.»

Booking.com ist international in der Kritik

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Booking.com steht auch international in der Kritik. Laut Medienberichten klagen Hunderte von Hotels in Frankreich und Spanien. Sie werfen der Plattform neben überhöhten Preisen auch Marktmissbrauch vor.

Jürg Stettler ist Leiter des Instituts für Touristik und Mobilität an der Hochschule Luzern. Er kann verstehen, dass die Hotels Kritik äussern: «Die Plattformen sind sehr wichtig, vor allem für kleinere Hotels. Für die ist es nicht möglich, eine weltweite Marktpräsenz zu haben, ohne solche Plattformen wie Booking.» Man habe eine Abhängigkeit, sei darauf angewiesen. Gleichzeitig sei es unangenehm, wenn man so hohe Kommissionen bezahlen müsse.

Signalwirkung auf andere Plattformen?

Auch Hostettler begrüsst den Entscheid des Preisüberwachers. Denn die Booking-Kommission von 15 Prozent stecke man nicht einfach weg. Das sei ein Betrag, der auf die Marge schlage. «Ich hoffe, dass die Rüge des Preisüberwachers eine Signalwirkung auf die anderen Portale haben wird.»

Bis es soweit ist, dürfte es aber noch etwas dauern. Als Nächstes wird sich das Bundesverwaltungsgericht mit den Kommission befassen müssen.

10vor10, 22.5.2025, 21:50 Uhr;liea

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