Die Schweiz ist eine Reisedestination mit langer Tradition. Dennoch steuert der Tourismus nur knapp drei Prozent zur gesamten Wertschöpfung der Schweizer Wirtschaft bei. Das verarbeitende Gewerbe trägt im Vergleich rund 20 Prozent zum BIP bei.
Problem: Starker Franken
Vor diesem Hintergrund seien die Zahlungen an die Vermarktungsorganisation Schweiz Tourismus eher hoch, sagt Daniel Müller-Jentsch. Der Ökonom befasst sich bei der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse mit Fragen des Standortwettbewerbs.
Man könne jedoch nicht bloss auf die Wertschöpfung schauen, relativiert der Ökonom. Denn anders als das verarbeitende Gewerbe könnten Hotels und Bergbahnen ihre Kosten nicht ins Ausland auslagern. Der starke Franken trifft sie deshalb besonders hart.
Auch andere profitieren
Zudem nützten die Bundesgelder, die dem Tourismus zufliessen, indirekt auch anderen Branchen. «Die Marke ‹Swissness› wird international in starkem Umfang durch das Tourismus-Marketing transportiert», so Müller-Jentsch. Insofern profitiere nicht nur der Fremdenverkehr, sondern auch andere Branchen in der Schweiz von den Tourismus-Förderungsmillionen.
Dazu gehört etwa die Uhrenindustrie, deren Erfolg ganz direkt mit dem Tourismus verknüpft ist; man denke an all die asiatischen Touristen, die sich in Luzern mit Luxusuhren eindecken.
Wichtig für die Bergregionen
Zudem nehme der Tourismus gerade in den Randregionen wichtige Aufgaben wahr, sagt Barbara Gisi, Direktorin des Schweizer Tourismus-Verbands.
So sei der Tourismus – zusammen mit der Landwirtschaft – dafür verantwortlich, dass die alpinen Regionen besiedelt seien und nicht verarmten. «Deshalb sind die für die Tourismusförderung gesprochenen Beträge sicher gerechtfertigt.»
Tatsächlich sind die Subventionen etwa an die Landwirtschaft um ein Vielfaches höher als jene an den Tourismus. Allein die Direktzahlungen an die Bauern sind zehnmal so hoch, und das bei einer dreimal geringeren Wertschöpfung.
Neue Ideen sind gefragt
Es stellt sich noch die Frage, wie effektiv Schweiz Tourismus die Millionen einsetzt. In den letzten Jahren zeigten vor allem die Marketingaktivitäten in Asien und Übersee Wirkung. Immer mehr Touristen aus China und den USA entdeckten die Schweiz als Feriendestination.
Trotzdem liegen die aktuellen Gästezahlen in den Bergregionen nach wie vor rund 40 Prozent unter dem Niveau von 2008. Hier liege denn auch die grosse Herausforderung für die nationale Marketingagentur, sagt Ökonom Müller-Jentsch. Schweiz Tourismus müsse «eine neue, moderne Form des Marketings» entwickeln. Diese müsse einem Tourismus-Umfeld entsprechen, welches einem starken Strukturwandel unterworfen sei.
Der Preis spielt die wohl wichtigste Rolle
Bereits hat Schweiz Tourismus das Marketing über die neuen digitalen Kanäle in jüngster Zeit intensiviert. Bis jetzt hat das aber noch nicht dazu geführt, dass die Europäer wieder so häufig in die Schweiz kommen wie früher.
Denn eines ist klar: Auch beim besten Marketing schauen die Deutschen, Holländer und Engländer zuerst auf den Preis. Und der ist nach wie vor hoch für Ferien in der Schweiz.