Zum Inhalt springen

Umstrittenes Vorgehen Sunrise darf mündliche Kündigung verlangen

Das Bundesgericht stützt das umstrittene Vorgehen des Telekom-Anbieters – auch wenn das Konsumentenschützer ärgert.

Wer das Handy-Abo oder den Internetanschluss bei Sunrise kündigen will, muss das per Telefon oder Chat tun. Für viele Kundinnen und Kunden ist das ein Ärgernis – und rechtlich umstritten. Mündliche Kündigungen sind zwar bei vielen Arten von Verträgen gültig, doch sie lassen sich im Allgemeinen schwerer beweisen.

So geben Anwältinnen und Anwälte ihren Klienten den Tipp, einen Vertrag immer schriftlich zu kündigen. Doch genau das verbietet Sunrise. Das zweitgrösste Telekommunikationsunternehmen in der Schweiz will, dass Kundinnen oder Kunden per Telefon oder per Chat kündigen.

Bundesgericht tritt nicht auf Beschwerde ein

Jetzt ist auch klar, dass Sunrise auch weiterhin so vorgehen darf. Das höchste Schweizer Gericht in Lausanne ist auf die Beschwerde eines verärgerten Kunden nicht eingetreten. Allerdings ist noch nicht genau klar, warum. Die schriftliche Begründung des Urteils steht noch aus.

Die gerichtlichen Vorinstanzen hatten argumentiert, Sunrise missbrauche durch die mündliche Kündigungsvorschrift seine Machtposition zu wenig stark, als dass von einem Verstoss gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb auszugehen wäre.

Unzufriedener Konsumentenschutz

Aus Sicht des Konsumentenschutzes ist diese Rechtsprechung ärgerlich. Sara Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz erlebt es täglich in der Beratung, dass Kundinnen und Kunden sich über die telefonische Kündigung ärgern, weil sie beispielsweise ewig in einer Warteschleife hängen.

Wenn die Kunden für eine Kündigung anrufen, werden sie nochmals angegangen, doch bei Sunrise zu bleiben.
Autor: Sara Stalder Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz SKS

Und: «Wenn sie telefonieren, werden sie nochmals angegangen, doch bei Sunrise zu bleiben, man macht ihnen ein besseres Angebot.» Sunrise versuche also offensichtlich, durch den Kontakt auf die Kunden einzuwirken, damit diese beim Anbieter bleiben.

Stalder setzt ihre Hoffnungen jetzt in die Politik: Das Parlament müsse endlich der hängigen Motion zustimmen, die eine solche Beschränkung der Kündigungsformen verbieten will.

Sunrise: einfacher für beide Seiten

Dass es auch anders geht, zeigen andere Anbieter: Bei Swisscom beispielsweise kann man auch schriftlich per Brief kündigen, wie eine Sprecherin bestätigt. Und Salt hat nach Protesten des Konsumentenschutzes Ende 2021 die Möglichkeit von schriftlichen Kündigungen wieder eingeführt.

Warum Sunrise trotzdem auf dem Verbot der schriftlichen Kündigung beharrt, begründet Sunrise-Sprecher Rolf Ziebold so: «Das ist für beide Parteien von Vorteil – der weitaus grösste Teil der Kunden begrüsst diese Art der Kündigung.»

Dass viele Leute in einer Warteschleife hängen blieben, treffe nicht zu, so Ziebold weiter. Der grösste Teil der Kündigungsanrufe werde innert 30 Sekunden entgegengenommen.

Rendez-vous, 17.10.2023, 12:30 Uhr

Meistgelesene Artikel