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Verschärfte US-Sanktionen Druck auf Iran nützt China

Bald ist der Kauf von iranischem Öl gegen Dollar verboten. Dies könnte dem Renminbi als Öl-Währung Aufwind geben.

Iran lebt vor allem von seinen Öl-Einnahmen. Deshalb wollen die USA den Iran in die Knie zwingen, indem sie der Welt verbieten, iranisches Schweröl zu kaufen.

Bis jetzt brachten die USA den Export iranischen Öls mit ihren einseitig diktierten Sanktionen nicht zum Erliegen: Exportierte Iran vor November 2018 im Schnitt 2.5 Millionen Fass täglich, beträgt der Export auch jetzt noch rund 1.9 Millionen Fass pro Tag. Das zeigen Daten von Websites, die Öltanker digital verfolgen.

Wie es weiter geht, ist offen: Nächste Woche nämlich laufen die Ausnahmebewilligungen aus, welche die USA acht Ländern für den Kauf von iranischem Öl zugestanden hatten. China, Indien, Russland und auch die Türkei dürfen den Iranern noch bis zum 2. Mai Öl gegen Dollar abkaufen.

Öl in Renminbi abrechnen

Mit dem gewaltigen Druck der Amerikaner auf das in Dollar gehandelte Öl rückt jene Initiative in den Vordergrund, die Öl in Renminbi abrechnet. Die Alternative zum US-Dollar hat die chinesische Zentralbank im letzten Jahr aufgebaut.

Der iranische Ökonom Mehrdad Emadi hält den Vorstoss der Chinesen für erfolgreich: «Auch wenn erst einige Erdöl produzierende Länder den Renminbi als Öl-Währung akzeptieren, so ist es doch ein signifikanter Schritt», so Emadi. «Er zeigt, dass die Welt zu Einsicht kommt, dass die chinesische Währung ein stabiler Wert ist, die sich auch als Reservewährung eignet.»

Es ist ein Erfolg für China, dass graduell immer etwas mehr Öl in Renminbi gehandelt wird.
Autor: Mehrdad Emadi Ökonom

Es ist ein offenes Geheimnis, dass China mit seiner Währung dem US-Dollar als Leitwährung Konkurrenz machen will. Der Renminbi ist hinter dem Dollar der grösste Währungsblock der Welt. Dass der Renminbi als Rohstoffwährung bereits eine gewisse Akzeptanz findet, erstaunt Emadi: «Der Dollar ist seit je die Ölwährung. Dem Euro ist es bis jetzt nicht gelungen, parallel zum Dollar eine Rohstoffwährung zu werden. Es ist ein Erfolg für China, dass graduell immer etwas mehr Öl in Renminbi gehandelt wird.»

Abhängigkeit Irans von China wird erhöht

Von der Initiative «Öl gegen Renminbi» profitiert also sicher China, das seine Währung dank den US-Sanktionen besser in Stellung bringen kann. Und Iran? Da sieht der iranische Experte nicht nur Vorteile. Einerseits verhindere der Öl-Handel in Renminbi zwar, dass sich die USA einmischen könnten. Selbst Washington könne niemandem verbieten, Erdöl in einer anderen Währung als Dollar zu zahlen, so Emadi.

Andererseits erhöhten die Öl-Verkäufe in Renminbi die Abhängigkeit Irans von China. Denn die chinesische Währung, die Iran für sein Öl erhält, ist nicht frei handelbar. Nach neusten Daten verwendet Iran 92 Prozent der Renminbi-Einnahmen für den Kauf chinesischer Produkte. Dass Iran fast nur noch mit China Handel treibe, sei nicht im langfristigen Interesse Irans, sagt der iranische Berater.

Denn: «Iran braucht dringend Spitzentechnologien und Hightech-Produkte aus Schweden, Deutschland, Grossbritannien, Frankreich», so der Berater. «Die Technologien und Produkte aus China sind qualitativ nicht gleich gut. Ohne Industrie-Güter aus Europa bleibt der Iran unter seinem industriellen Entwicklungspotenzial.»

Die Probleme, unter denen Iran wegen der US-Sanktionen leidet, vermag «Öl gegen Renminbi» nicht zu lösen – aber immerhin zu lindern. Und für China könnten die auf Renminbi basierenden Ölkontrakte eine neue Epoche einläuten: Nicht unmöglich, dass die Welt dereinst zurückschaut und sagt: Das war der Anfang vom Ende der Vormachtstellung des US-Dollars im Rohstoffhandel.

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