Ein Sommertag im Drei-Seen-Land: Die beiden Brüder Jonas und Damian Urwyler fahren mit ihrem Boot auf den Murtensee hinaus. Von klein auf sind sie leidenschaftliche Fischer. An den Haken befestigen sie selbst entwickelte Köder.
Auf die Idee für die umweltfreundlichen Köder sind Jonas Urwyler und seine Brüder gekommen, als sie wieder einmal besonders viele Köder im Murtensee verloren hatten. In der Folge wollten sie nachhaltige Köder kaufen, mussten aber feststellen, dass es das nicht gibt. Vor einem Jahr hat Urwyler dann das Start-up «Capt’n Greenfin» gegründet, das mittlerweile aus drei Personen besteht. Derzeit läuft die erste Finanzierungsrunde.
Produktion in der elterlichen Küche
Die Köder stellen Jonas Urwyler und sein Team in dessen Elternhaus bei Murten her. Dabei wird das selbst entwickelte Material im Backofen in der Küche erhitzt und anschliessend in Gussformen gespritzt. Nachdem die Köder fest geworden sind, werden sie behandelt und dann verpackt. 10'000 von den Fischimitaten beziehungsweise 700 Päckchen hat das Berner Start-up bisher verkauft. Preislich können sie mit üblichen Ködern mithalten.
Fischereiverband ist überzeugt
SRF hat die Fischimitate von «Capt’n Greefin» Stefan Wenger zum Testen gegeben. Er ist Vizepräsident des Schweizerischen Fischereiverbandes. Ihm gefällt das neue Produkt: «Der Köder lässt sich genau gleich fischen wie ein normaler Köder. Er ist sehr weich. Er lässt sich gut auf den Haken aufspiessen. Er bewegt sich. Das ist wichtig beim Fischen, um den Fisch anzulocken. Man kann ihn genau gleich auswerfen und führen wie einen normalen Köder.»
Stefan Wenger hofft, dass die Schweizer Gewässer so weniger verschmutzt werden, denn schätzungsweise landen jedes Jahr 15 Tonnen Plastik und Blei in den hiesigen Bächen, Flüssen und Seen, weil Köder beim Angeln verloren gehen.
Langlebigkeit der Köder ist noch eine Knacknuss
Das Berner Start-up testet seine Köder regelmässig im Murtensee. Diese haben noch einen Haken: Sie halten weniger lang als herkömmliche Köder. Das junge Unternehmen ist deshalb daran, das Material weiterzuentwickeln. Dadurch, dass der Köder nur aus natürlichen Proteine besteht, saugt er sich mit Wasser voll, bis er zerfällt. Je nach Wassertemperatur geschieht dies schneller oder langsamer. Im Sommer müssten die Köder alle 20 bis 30 Minuten ersetzt werden, so Urwyler. Im Winter könne man problemlos anderthalb bis zwei Stunden mit demselben Köder fischen.
Europäische Fischer-Szene grüner machen
Das Ziel des Start-ups «Capt’n Greenfin»: Auch ausserhalb der Schweiz Fischer von den neuen Fischimitaten zu überzeugen und so die grossen Hersteller von Anglerprodukten unter Druck zu setzen, ebenfalls nachhaltigere Köder herzustellen. Das Potenzial ist enorm: In Europa gibt es zwischen 13 und 25 Millionen Fischer.
Noch in diesem Jahr sollen die Köder des Berner Start-ups in Schweizer und deutschen Fischereigeschäften angeboten werden. In einem weiteren Schritt soll nach Nordeuropa expandiert werden.