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Zuger Bauern dürfen weniger güllnen
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 14.09.2022. Bild: Keystone / Gaetan Bally
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Hohe Phosphorbelastung Zu viel Gülle im Zugersee – Kanton nimmt Bauern in die Pflicht

Der Zugersee ist überdüngt. Das ist schlecht für den See und tödlich für die Fische. Jetzt greift der Kanton Zug durch.

Von den grossen Schweizer Seen ist der Zugersee der nährstoffreichste. Was positiv klingen mag, ist fatal. Wegen des vielen Phosphors verliert der See an Sauerstoff, was wiederum gefährlich für die Fische ist. Das Zuger Albeli und die Nase sind deshalb wahrscheinlich bereits ausgestorben und der Bestand anderer Fischarten wurde beträchtlich dezimiert. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Wasserforschungsinstituts Eawag.

Bauern wehren sich

Das Problem ist schon lange bekannt, doch griffige Lösungen fehlten. Bis jetzt: Vor Kurzem hat der Kanton Zug mitgeteilt, was zu tun ist. Bauern, die ihre Felder rund um den Zugersee haben, erhalten strengere Vorschriften, wie viel Gülle sie ausbringen dürfen. Die neue Regelung gilt ab 2023. Konkret müssen 40 Betriebe Massnahmen ergreifen, sonst werden Direktzahlungen gestrichen. Sie reagieren genervt.

Landwirt Simon Iten etwa sagt, das koste ihn bis zu 15'000 Franken pro Jahr. «Wir müssen nun doppelt so viel Gülle wegtransportieren, wie bis anhin», sagt er. Das sei nicht einfach, weil sich in der Region nur schwer Abnehmer finden.

Landwirtschaft mittlerweile Hauptverursacherin

Die andere Möglichkeit, den Tierbestand zu reduzieren, damit weniger Gülle anfällt, komme für ihn nicht infrage. Das rechne sich nicht. Iten stört sich daran, dass ein paar wenige Bauernbetriebe das Problem lösen sollen. «Der Phosphor stammt nicht allein von der Landwirtschaft, es hat auch viele Altlasten in diesem See.» Bis im Jahr 1985 waren Waschmittel mit Phosphor angereichert.

Phosphorbelastung in Schweizer Seen

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Während die Stickstoffeinträge in den letzten rund 20 Jahren konstant geblieben sind, ist die Phosphorkonzentration in den meisten grösseren Schweizer Seen seit den 1980er-Jahren auf ein naturnahes Niveau gesunken. Neben dem flächendeckenden Ausbau der Abwasserreinigung hat auch das 1985 eingeführte Phosphatverbot für Textilwaschmittel zur Reduktion dieser Belastung beigetragen. Einzelne grössere Seen sind allerdings noch immer zu stark mit Phosphor belastet und somit weiterhin überdüngt. Sie liegen in Gebieten mit intensiver Viehmast (zum Beispiel Baldeggersee) oder in dicht besiedelten Regionen (zum Beispiel Greifensee). Die Seeüberdüngung begünstigt übermässiges Algenwachstum. Müssen in einem See viele Algen abgebaut werden, wird dadurch im Tiefenwasser der Sauerstoff aufgezehrt.

Quelle: Bundesamt für Umwelt

Michael Vogel, Projektleiter beim Zuger Amt für Umwelt, pflichtet dem Bauern bei, dass früher auch viel Phosphor durch Abwasser in den See floss und sich da jetzt abgelagert habe. Doch: «Es gelangen nach wie vor viele Nährstoffe in den Zugersee und da ist die Landwirtschaft als grösster Verursacher gefordert», so Vogel. Laut Angaben des Kantons stammen von den gut zwölf Tonnen Phosphor, die jedes Jahr in den Zugersee fliessen, drei Viertel aus der Landwirtschaft.

«Ein Generationenprojekt»

Ein anderer Kritikpunkt der Bauern betrifft die Kurzfristigkeit, mit der die Massnahmen verkündet wurden. Innerhalb dreier Monate müsse er seinen Betrieb jetzt umstellen, sagt Simon Iten. Schliesslich gelten die Regeln ab dem neuen Jahr. Tatsächlich komme die effektive Umsetzung kurzfristig, lenkt Michael Vogel vom Kanton auch da ein. «Doch den Bauern war schon lange bewusst, dass das kommen kann und der Kanton aktiv werden muss.»

Zugersse
Legende: Die Idylle trügt: Heute weist der Zugersee einen Phosphor-​Gehalt von rund 80 Milligramm pro Kubikmeter auf. Keystone/Anthony Anex

Freiwillig hat die Zuger Regierung diese verschärften Massnahmen nicht verkündet, es brauchte den Druck des Bundes dazu. Dieser schrieb den Zugern vor, den Phosphorgehalt des Sees zu reduzieren. Zunächst liess der Kanton den Bauernverband selbst eine Lösung ausarbeiten. Die war dem Bund jedoch zu lasch, weshalb der Kanton nun ein Machtwort sprechen musste.

Auch mit den neuen Regeln für die Bauern dauert es noch lange, bis der Zugersee wieder gesund ist. «Das ist ein Generationenprojekt», so Michael Vogel vom Amt für Umwelt. Als Zeithorizont nennt er das Jahr 2070.

SRF 1, Regionaljournal Zentralschweiz, 14.09.2022, 17:30 Uhr;

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