- Die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager kündigte am Freitag eine förmliche Untersuchung gegen Facebook an.
- Das soziale Netzwerk verstosse beim Kleinanzeigendienst «Facebook Marketplace» gegen den Wettbewerb, lautet der Verdacht.
- Der US-Konzern gab bekannt, vollumfänglich mit den Behörden in Brüssel zu kooperieren, um zu zeigen, dass die Vorwürfe «unbegründet» seien.
«Nach Abschluss ihrer vorläufigen Untersuchung kann die Kommission nicht ausschliessen, dass Facebook den Wettbewerb im Bereich der Online-Kleinanzeigendienste verfälscht», erklärte die Kommission.
Über den Facebook Marketplace können Nutzer des sozialen Netzwerks privat Waren voneinander kaufen und verkaufen. Mit der Untersuchung will die Kartellbehörde klären, ob Facebook seine Stellung im Werbemarkt für diesen Dienst wettbewerbswidrig ausnutzt. So könnte Facebook etwa aus den Werbeaktivitäten seiner Wettbewerber genaue Informationen über Vorlieben der Nutzer ableiten. Diese Informationen könnten dann genutzt werden, um Facebook Marketplace zu optimieren.
Unfairer Vorteil dank vieler Daten
«Facebook wird jeden Monat von fast drei Milliarden Menschen genutzt und verfügt über insgesamt fast sieben Millionen Werbekunden», erklärte Verstager. «Das Unternehmen sammelt riesige Mengen an Daten über die Aktivitäten der Nutzer seines sozialen Netzwerks und anderer Dienste und ist daher in der Lage, bestimmte Kundengruppen gezielt zu erreichen.»
Die Kommission werde eingehend untersuchen, ob Facebook dank dieser Daten einen ungerechtfertigten Wettbewerbsvorteil habe. «Wir müssen dafür sorgen, dass Daten in der heutigen digitalen Wirtschaft nicht zur Verzerrung des Wettbewerbs genutzt werden», betonte die Kommissionsvizepräsidentin.
Bei der Prüfung soll es auch darum gehen, ob die Einbettung von Facebook Marketplace in das soziale Netzwerk eine «Kopplung» darstelle, mit der Facebook konkurrierende Online-Kleinanzeigendienste behindern oder ausschliessen könnte. Dies könnte ein Verstoss gegen Vorschriften zur Abwehr wettbewerbswidriger Vereinbarungen zwischen Unternehmen sein, wie es weiter hiess. Das Verfahren werde ergebnisoffen geführt.
EU und Grossbritannien kooperieren
Auch die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde CMA (Competition and Markets Authority) habe am Freitag eine Untersuchung zur Nutzung von Daten durch Facebook eingeleitet. Man werde versuchen zusammenzuarbeiten, erklärte die Kommission weiter.
Facebook ist der letzte grosse US-Technologiekonzern, der von EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager unter die Lupe
genommen wird. Verfahren gegen Google, Apple wie auch Amazon gab es bereits.