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Waldbrände, Erdbeben, Stürme Rekord bei Naturkatastrophen: Klimawandel nicht Alleinschuldiger

Naturkatastrophen richteten 2024 weltweit Schäden in der Höhe von 320 Milliarden Dollar an – ein Rekord.

Im Jahr 2024 verursachten Naturkatastrophen weltweit Schäden von rund 320 Milliarden US-Dollar – ein historischer Höchstwert. Bereits im ersten Halbjahr 2025 summieren sich die Schäden laut dem deutschen Rückversicherungskonzern Munich Re auf 131 Milliarden Dollar, das ist der zweithöchste Wert seit 1980. Allerdings waren nur rund 60 Prozent davon versichert.

Die folgenschwersten Naturkatastrophen des ersten Halbjahres 2025

Waldbrände sorgen für Rekordschäden

Im Januar 2025 erlebte Kalifornien die verheerendsten Waldbrände seiner Geschichte. Besonders betroffen war der Grossraum Los Angeles, wo Feuerstürme ganze Vororte wie Pacific Palisades und Altadena zerstörten. Die Brände verursachten laut Munich Re wirtschaftliche Schäden von rund 53 Milliarden US-Dollar – davon waren versicherte Werte in zweistelliger Milliardenhöhe betroffen.

Die Ursachen der Brände seien vielfältig gewesen: Eine extreme Dürre im Winter 2024 habe die Vegetation vollständig ausgetrocknet. Als dann die typischen Santa-Ana-Winde eingesetzt hätten, sei daraus ein regelrechter Feuersturm entstanden, erklärte Tobias Grimm, Chefklimatologe der Munich Re.

Verbrannte Häuser entlang einer Strasse an der Küste.
Legende: Zerstörte Küstengebiete in Los Angeles. REUTERS / Mike Blake

«Die Waldbrände in Kalifornien waren besonders schadenreich, weil eine Grossstadt wie Los Angeles betroffen war. Viele der Vororte wurden zudem in die Wildnis hineingebaut.»

Wenn sich jemand unbedingt an einem Ort ansiedeln möchte, wo es alle drei Jahre eine Flut gibt, dann muss sich das in einer hohen Prämie widerspiegeln.
Autor: Tobias Grimm Chefklimatologe Munich Re

Wer in einem Risikogebiet leben will, muss mit höheren Kosten rechnen. Tobias Grimm von Munich Re betont, dass Naturgefahren auch den Preis der Versicherungsprämie beeinflussen: «Wenn sich jemand unbedingt an einem Ort ansiedeln möchte, wo es alle drei Jahre eine Flut gibt, dann muss sich das in einer hohen Prämie widerspiegeln.»

«Diese Risikotransparenz sollte weltweit besser werden, damit jeder versteht, wie hoch die Gefahr an seinem Wohnort wirklich ist», so der Klimatologe von Munich Re.

Permafrost in den Alpen

In der Schweiz zeigt sich der Klimawandel auf eine andere Weise: Im Mai verschüttete ein Fels- und Eissturz im Kanton Wallis fast das gesamte Dorf Blatten. Ursache war der Rückgang des Permafrosts, der das Gestein normalerweise zusammenhält. Das Ereignis verursachte einen Gesamtschaden von einer halben Milliarde Dollar und zerstörte 130 Häuser.

Trümmer schwimmen in einem schlammigen Wasserbecken nach einem Erdrutsch.
Legende: Der Bergsturz begrub das Dorf Blatten unter sich. KEYSTONE / JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Die Rolle des Klimawandels

Der Klimawandel spielt zwar eine immer grössere Rolle, ist aber nicht der Hauptgrund für die steigenden Schäden durch Naturkatastrophen. Vielmehr liegt der Hauptfaktor darin, dass immer mehr Menschen in besonders gefährdeten Gebieten leben – etwa an der Küste oder in waldbrandgefährdeten Regionen.

Diese höhere Bebauungsdichte in Risikozonen führt zu grösseren Schäden bei Extremereignissen. Dennoch zeigt die Wissenschaft deutlich, dass sich durch den Klimawandel das Muster der Extremwetterereignisse verändert hat.

Prävention ist der Schlüssel dafür, damit die Prämien auch in Zukunft bezahlbar bleiben.
Autor: Tobias Grimm Chefklimatologe Munich Re

Munich Re arbeitet mit Partnern wie dem «Insurance for Business & Home Safety (IBHS)» an Modellen, die Waldbrandrisiken in Hochrisikogebieten wie Nordamerika besser bewerten. Dabei spielen Siedlungslage und Bauweise eine zentrale Rolle.

Luftbild von einer Strasse durch verbrannte und grüne Landschaft.
Legende: Das Ausmass der Brände wird einem oft erst im Nachhinein bewusst. REUTERS / Davis Swanson

Ziel ist es, durch bessere Daten, klare Bauvorgaben und gezielte Prävention Schäden zu reduzieren. «Prävention ist der Schlüssel dafür, damit die Prämien auch in Zukunft bezahlbar bleiben», so Tobias Grimm.

10 vor 10, 31.7.2025, 21:50 Uhr; odem; wilh

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