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WEF in Davos Management-Forum statt Weltverbesserung

Das WEF fordert «Zusammenarbeit in einer gespaltenen Welt». Doch hinter dem Credo stehen gleich mehrere Fragezeichen.

Mit dem WEF ist es wie mit der Fussball-WM: Glaubt man den Veranstaltern, ist die kommende Ausgabe stets noch grösser, noch besser als die vorangegangene. Und tatsächlich stehen auf der Gästeliste des diesjährigen WEF-Treffens in Davos die Namen von 50 Staats- und Regierungsoberhäuptern, mehr als je zuvor.

Doch ausgerechnet die Delegationen der einflussreichsten Staaten sind bescheidener als in früheren Jahren. Aus den USA kommen weder der Präsident noch die Vizepräsidentin oder der Aussenminister. Ranghöchster Vertreter der Volksrepublik China ist einer der vier Vize-Premierminister. Russlands Regierung ist wegen des Überfalls auf die Ukraine vom WEF ausgeschlossen.

Das Motto des diesjährigen WEF lautet «Zusammenarbeit in einer gespaltenen Welt» – und man hätte ein paar Fragezeichen dahinter setzen können: Inwiefern ist die Zusammenarbeit über Spalten und Gräben hinweg überhaupt erwünscht? Ist in Tat und Wahrheit nicht Konfrontation das weltpolitische Gebot der Stunde?

Konflikte statt Kooperation

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg dürfte am WEF jedenfalls für Waffen und Munition zugunsten der Ukraine weibeln, damit diese die Truppen des russischen Aggressors unschädlich machen kann. Und die Konfrontation zwischen West und Ost, zwischen Demokratien und Autokratien wird auch 2023 wieder das grosse Thema der politischen Diskussionsrunden sein.

Es ist ohnehin naiv anzunehmen, am WEF könnten der Klimawandel gestoppt oder die Welternährung sichergestellt werden. Freilich entspricht diese Annahme dem Credo des WEF, wonach Investoren, Unternehmerinnen und CEO mit ihren Entscheiden die Welt verbessern können.

Ein Credo, das in den vergangenen Jahren dank einer neuen Generation von Chefinnen und Chefs wieder in Mode gekommen ist. Noch so gerne beziehen sie zu Gesellschafts- und Politikthemen Stellung und wollen damit auch ihr Unternehmen in ein gutes Licht rücken. All das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass es – in Demokratien ebenso wie in Diktaturen – die Politik ist, die den Weg in die Zukunft baut.

Kontaktbörse für Geschäftsleute

Für die Politik- und vor allem die Wirtschaftseliten aus der ganzen Welt ist das WEF eine durchaus wichtige Gesprächsplattform. Es kann dazu dienen, Augen zu öffnen und neue Ideen zu verbreiten. Es ist 2023, wie seit jeher, aber vor allem eine Plattform, um Kontakte zu knüpfen und Geschäfte zu machen.

Gerade auch für Frauen und Männer aus den gas- und ölreichen Monarchien am Persischen Golf. Länder wie Saudi-Arabien oder Katar standen noch vor kurzem im Zentrum westlicher Kritik und sind nun, Ukraine-Krieg und Energie-Knappheit sei Dank, wieder gerne gesehene Gäste.

Da hinter der «Zusammenarbeit in einer gespaltenen Welt» politische Fragezeichen stehen, gleicht das WEF der Zukunft vielleicht wieder mehr dem Ur-WEF von 1971: einem «Management-Forum» vor malerischer Alpenkulisse.

Sebastian Ramspeck

Internationaler Korrespondent

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Sebastian Ramspeck ist internationaler Korrespondent für SRF. Zuvor war er Korrespondent in Brüssel und arbeitete als Wirtschaftsreporter für das Nachrichtenmagazin «10vor10». Ramspeck studierte Internationale Beziehungen am Graduate Institute in Genf.

Hier finden Sie weitere Artikel von Sebastian Ramspeck und Informationen zu seiner Person.

Tagesschau, 16.01.2023, 12:45 Uhr

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