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Weltwirtschaft Studie: Inflation lässt Geldvermögen schrumpfen

  • Die Folgen des Ukraine-Kriegs mit hoher Inflation sowie die Verschärfung der Geldpolitik dürften erstmals seit langem das Vermögen der Menschen weltweit schmälern.
  • Der Versicherer Allianz rechnet in seiner Studie mit dem ersten nennenswerten Vermögensverlust seit der Finanzkrise 2008. Preisbereinigt könnten die Haushalte einen Zehntel ihres Vermögens einbüssen.
  • Die Inflation in Deutschland ist auf den höchsten Stand seit etwa 70 Jahren gestiegen. In den USA sind die Konsumentenpreise im September leicht gesunken.

Nach deutlichen Zuwächsen in den vergangenen drei Jahren sei für das laufende Jahr mit einem Rückgang des globalen Geldvermögens um mehr als zwei Prozent zu rechnen, teilt der Versicherer Allianz mit. Unter Experten ist klar, dass dieses Jahr einen Wendepunkt darstellt.

«Die Inflation ist eine Plage für die Mittelschicht», sagte Allianz-Chefvolkswirt Ludovic Subran, die Krise stelle auch «den sozialen Kontrakt auf die Probe». Die Aussichten schätzen die Experten eher trübe ein. Während auf die Finanzkrise eine relativ schnelle Erholung gefolgt sei, erwartet er für die kommenden drei Jahre bis 2025 lediglich ein jährliches nominales Wachstum des Geldvermögens um 4.6 Prozent. Hier müsse die Inflation noch berücksichtigt werden.

«Wir kommen dann auf sehr geringe reale Vermögenszuwächse in den nächsten Jahren, die sich mit den Wachstumsraten der letzten Jahre nicht vergleichen lassen.» 2021 hatte das Geldvermögen weltweit noch um 10.4 Prozent auf umgerechnet 226.5 Billionen Schweizer Franken zugelegt.

Vor allem Asien ist immer stärker verschuldet

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Als beunruhigend wertet die Allianz auch den Anstieg der Schulden der weltweiten Privathaushalte. Die Verbindlichkeiten kletterten im vergangenen Jahr um 7.6 Prozent auf 50.5 Billionen Schweizer Franken. Damit lag das Schuldenwachstum deutlich über dem langjährigen Mittel von plus 4.6 Prozent.

Während die entwickelten Länder an der Verschuldung einen geringeren Anteil hatten, trägt sie bei den Schwellenländern eine immer grössere Bedeutung, allen voran in Asien ohne Japan. Ihr Anteil an den Schulden habe sich mehr als verdoppelt und liege jetzt bei 27.6 Prozent. Die Gefahr einer Schuldenkrise sei vor allem angesichts struktureller Herausforderungen dieser Länder nicht von der Hand zu weisen, mahnte die Allianz.

Der Versicherer berücksichtigt in seiner zum 13. Mal vorgelegten Vermögensstudie («Global Wealth Report») Bargeld, Bankeinlagen, Wertpapiere sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionsfonds, nicht jedoch Immobilien.

Inflation in den USA sinkt nur leicht

In den USA geht die hohe Inflation nur langsam zurück. Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen fiel im September auf 8.2 Prozent von 8.3 Prozent im August, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Damit liegt die Inflationsrate immer noch viermal so hoch, wie von der Notenbank Fed angestrebt.

«Viele hatten gehofft, dass der Inflationsdruck stärker zurückgeht. So gesehen sind die September-Zahlen enttäuschend», sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Jan Baumann. Zurückgegangen sei der Preisauftrieb vor allem bei der fossilen Energie, also Heizöl und Benzin. Viele andere Dinge, wie etwa Nahrungsmittel, hätten sich nochmals deutlich verteuert.

«Die US-Notenbank muss weiter kräftig Gegensteuer geben mit höheren Zinsen, um die Inflation zu dämpfen», sagt Baumann. Im September erhöhte die Federal Reserve den Leitzins bereits zum dritten Mal in Folge kräftig.

Deutsche Inflation auf Höchststand

Im Gegensatz zu den USA ist in Deutschland die Teuerung angestiegen. Die Inflation hat erstmals seit den Nachkriegsjahren die Marke von 10 Prozent erreicht. Im August war noch eine Jahres-Teuerungsrate von 7.9 Prozent verzeichnet worden. Vor allem die hohen Energiepreise machen den Konsumentinnen und Konsumenten zu schaffen. Für Heizöl müssen sie doppelt so viel zahlen wie im Vorjahr (plus 108.4 Prozent), Erdgas verteuerte sich um 95.1 Prozent. Die Preise für Strom kletterten um 21 Prozent.

Die Nähe des Ukraine-Kriegs habe negative Konsequenzen, sagt Wirtschaftsredaktor Baumann. «Energie, vor allem Gas – ist in Europa tendenziell knapper als in den USA. Kommt dazu: Während der Dollar erstarkt, schwächelt der Euro.» Dadurch würden sich alle Importe verteuern, die in Dollar bezahlt werden.

SRF 4 News, 13.10.2022, 15 Uhr ; 

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