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Erhöhung um 0.75 Prozentpunkte Weiterer «XXL-Schritt» der US-Notenbank FED beim Leitzins

  • Zur Bekämpfung der hohen Inflationsrate erhöht die US-Notenbank ihren Leitzins zum dritten Mal in Folge um 0.75 Prozentpunkte.
  • Damit liegt er nun in der Spanne von 3 bis 3.25 Prozent, wie die Federal Reserve (Fed) mitteilte.
  • Analysten hatten diesen Schritt überwiegend erwartet.

Bereits im Juni und Juli hatte die Notenbank das Zinsniveau um jeweils 0.75 Prozentpunkte angehoben. In diesem Jahr hat die Fed den Leitzins bereits fünf Mal angehoben. Zu Jahresbeginn hatte er noch in einer Spanne von 0.0 bis 0.25 Prozent gelegen.

Hintergrund der deutlichen Straffung ist die sehr hohe Inflation. Im August lag die Inflationsrate in den USA bei 8.3 Prozent. Die Fed strebt eine Rate von lediglich zwei Prozent an.

Weitere Erhöhungen angekündigt

Dies ist noch nicht das Ende der Fahnenstange: Weitere Zinserhöhungen dürften angemessen sein, erklärte die Fed. Sie signalisierte mehr Zinsanhebungen im laufenden und nächsten Jahr.

Jens Korte: «Die Börse ist mit dem Zinsentscheid nicht glücklich»

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«Das ist am Nachmittag an der Börse ein ziemlich wilder Ritt gewesen. Es ging hoch und runter. Letztendlich fällt der Dow Jones um über fünfhundert Zähler. Das ist ein Abschlag von fast zwei Prozent. Das zeigt schon: Die Börse ist nicht happy mit diesem Zinsentscheid. Die 75 Basispunkte sind erwartet worden. Dass aber ähnliche Zinserhöhungen in den nächsten Monaten zu erwarten sind, hat dann doch viele auf dem falschen Fuss erwischt.

Notenbank-Chef Jerome Powell hat es recht klar gesagt: Man kann sich Inflation nicht einfach wegwünschen. Die Teuerung zu bekämpfen, ist schmerzhaft. Doch für wen? Schmerzhaft für Unternehmen, weil die mit teurerem Geld weniger investieren sollen, schmerzhaft aber auch für die amerikanische Bevölkerung, weil erwartet, ja sogar gewünscht wird, dass die Arbeitslosenquote steigt. Der Arbeitsmarkt ist viel zu heiss und das sei eben mit ein Inflationstreiber. Das ist eine schwierige Phase, die jetzt auf die US-Bürger zukommt.»

Zudem erwartet die US-Notenbank in diesem Jahr ein deutlich geringeres Wirtschaftswachstum als noch vor drei Monaten angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrössten Volkswirtschaft soll demnach um 0.2 Prozent wachsen. Das wären 1.5 Prozentpunkte weniger als noch im Juni prognostiziert. Im Vorjahr war die Wirtschaft im Zuge der Erholung von der Corona-Krise noch um starke 5.7 Prozent gewachsen.

Rezession oder nicht?

Ob die USA bereits in eine Rezession hineingeschlittert sind, ist umstritten. Die US-Wirtschaft ist im Frühling erneut geschrumpft, wie Daten von Ende Juli zeigen. Da die Wirtschaft bereits im Winter geschrumpft war, ist nun die Definition einer sogenannten technischen Rezession erfüllt. Die US-Regierung hatte die Daten heruntergespielt und darauf gepocht, dass die Lage am Arbeitsmarkt gut sei. Auch Ökonominnen und Ökonomen hatten betont, dass man die Zahlen mit Vorsicht geniessen müsse. Fed-Chef Jerome Powell hatte aber im Juli gewarnt, dass der Kampf gegen die hohe Inflation Schmerzen bereiten werde.

Jerome Powell an einem Rednerpult.
Legende: «Um die Inflation zu senken, wird wahrscheinlich eine Periode unterhalb des potenziellen Wachstums nötig sein», sagt Fed-Chef Jerome Powell. Reuters / ELIZABETH FRANTZ

Powells aggressive Zinspolitik wird nun bereits mit der des legendären Fed-Chefs Paul Volcker verglichen. Volcker hob den Leitzins in den 1970er und 80er Jahren drastisch an – er stieg zeitweise auf um die 20 Prozent. Auch damals hatte die grösste Volkswirtschaft der Welt mit enormer Inflation zu kämpfen.

Die Folge der Zinsanhebungen waren jedoch Arbeitslosigkeit und ein Einbruch des Wirtschaftswachstums. Powell ist von einem derart hohen Leitzins noch weit entfernt. Das Tempo, das er nun aber im Kampf gegen die Inflation vorlegt, ist aber aussergewöhnlich.

SRF 4 News, 21.9.22, 21:00 Uhr ; 

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