SRF News: Die dänische Regierung und die Nationalbank betonen, dass Dänemark seine Wechselpolitik nicht ändern werde. Darf man dem Glauben schenken?
Bruno Kaufmann: Ja. Das hat nicht nur mit den aktuellen Aussagen der Exponenten zu tun sondern auch mit der Geschichte dieses fixen Wechselkurses von Dänemark. Bereits 1982 fixierte man den Kurs der Krone zur D-Mark. Anschliessend führte man diese Politik mit dem Euro weiter. Es gibt in keiner Weise Signale aus der Politik oder von der Notenbank, dass man diese Währungspolitik aufgeben möchte.
Die dänische Nationalbank hat den Auftrag, den Wechselkurs zum Euro um jeden Preis stabil zu halten. Diese Weisung hatte auch die Schweizerischen Nationalbank (SNB). Könnte in Dänemark deshalb nicht ein ähnliches Szenario eintreffen wie in der Schweiz?
Von aussen gesehen ganz klar. Das hängt damit zusammen, dass die dänische Krone jetzt unter Druck geraten ist. Doch ist das Verhältnis Dänemarks zum Euro-Raum ein anderes, als das der Schweiz zum Euro-Raum: Es gibt nicht nur einfach den Auftrag oder die Absicht diesen Wechselkurs aufrecht zu erhalten sondern es gibt diesbezüglich eine Abmachung zwischen Dänemark und der Euro-Zone. Im Rahmen des sogenannten Währungsrahmens (ERM) sehen bilaterale Verträge eine Abweichung von höchstens zwei bis drei Prozent vor. Daher hat die Nationalbank die Pflicht, diesen Wechselkurs aufrecht zu halten.
Der dänische Wirtschaftsminister hat den Vergleich mit der Schweiz als unzulässig bezeichnet – trotz vieler Parallelen zwischen den beiden Ländern.
Zwar handelt es sich in beiden Fällen um kleine, recht erfolgreiche Staaten mit einer stark exportorientierten Wirtschaft, die in Dänemark nun natürlich von dem fixen Wechselkurs profitiert. Aber es gibt eben auch grosse Unterschiede zwischen der Schweiz und Dänemark. Nicht nur in der Währungspolitik, sondern auch wirtschaftlich gesehen. Dänemark ist nicht in erster Linie ein Finanzplatz wie die Schweiz sondern ein Land, das sehr viel Öl und Gas fördert. Hier sind die Preise in den Keller gefallen und das hat den Druck von einer allfälligen Aufwertung der Krone weggenommen.
Der Euro ist schwach und die Europäische Zentralbank (EZB) interveniert. Was sind die konkreten Folgen dieses Entscheides in Dänemark?
Die Folgen sind spürbar, weil die Krone trotz allem gestiegen ist. Die Notenbank muss nun mit Aufkäufen von Euro intervenieren. Zudem hat man mit wiederholten Zinssenkungen versucht, den Druck zu lindern. Dänemark ist mit der Eurozone so fest verbunden, dass die EZB intervenieren würde, sollte sich das Verhältnis zwischen dem Euro und der dänischen Krone zu stark verändern.
Das Gespräch führte Marlen Oehler.