Thomas Flury befasst sich bei der UBS schon seit vielen Jahren mit dem Devisenmarkt. Doch die aktuelle Frankenschwäche kann sich selbst der Fachmann nicht schlüssig erklären: «Für uns ist das weitgehend ein Rätsel.»
Denn es gebe eine ganze Reihe von Dingen, die den Franken stärken und nicht schwächen sollten. «Eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank steht bevor, es gibt Wachstumsängste bezüglich China, Russland ist sehr schwach: Eigentlich alles Gründe, die den Franken normalerweise stärken.»
Eigentlich sei Sicherheit gefragt, so Flury. «Und dennoch wandert der Franken in eine andere Richtung, er wird schwächer.»
Intervention der SNB unwahrscheinlich
Es drängt sich die Frage auf, ob vielleicht die Schweizerische Nationalbank selbst den Franken geschwächt und damit den Euro-Franken-Kurs auf 1.11 angehoben hat. Sie könnte gezielt Fremdwährungen gekauft und Franken verkauft haben, um die Landeswährung zu schwächen. «Das wissen wir natürlich nicht, denn die SNB äussert sich nicht zu dem Thema. Wir vermuten eher nicht», sagt der UBS-Experte.
Es gebe zwar einen leichten Anstieg der Nationalbank-Gelder. «Das ist in den Statistiken sichtbar», erklärt Flury. Ob dieser Anstieg aber wirklich auf Interventionen am Devisenmarkt zurückzuführen sei, sei unklar. «Und selbst wenn, dann wäre für den doch recht markanten Anstieg des Kurses sehr wenig Geld involviert.»
Wie lange hält die Schwäche an?
Flury zufolge hat der aktuelle Euro-Franken-Kurs vielmehr mit Spekulationen zu tun: Einige Anleger würden wohl darauf wetten, dass die Nationalbank schon bald ihren Kampf gegen den zu starken Franken intensiviert – indem sie die Negativzinsen verschärft oder am Devisenmarkt interveniert.
Die Frage sei nun: «Wie lange hat der jetzige Kurs Bestand? Ist das nicht eine Art Blase, wie wir sie öfter auf dem Finanzmarkt sehen?» Es stecke momentan «viel Hoffnung drin». Doch tue die Nationalbank nichts, purzle der Wechselkurs wohl rasch wieder.