Der Schweizer Touristikkonzern Kuoni hat den geplanten Verkauf seines Feriengeschäfts grösstenteils unter Dach. Das europäische Reiseveranstaltergeschäft werde für einen ungenannten Betrag an die deutsche Rewe Group veräussert, teilte Kuoni mit.
Der Bereich erzielte im vergangenen Jahr mit 2350 Beschäftigten rund zwei Milliarden Franken Umsatz. «Mit dem Verkauf des gesamten europäischen Reiseveranstaltergeschäfts können wir die strategische Neuausrichtung der Kuoni Group schneller vollziehen als geplant», wird Verwaltungsratspräsident Heinz Karrer zitiert.
Mitarbeiter und Standorte sollen bleiben
Nach Angaben von Kuoni sollen sämtliche Aktivitäten der Einheiten in der Schweiz, Grossbritannien, Skandinavien und Benelux in die Reisesparte des deutschen Rewe-Konzerns überführt werden. Sämtliche Mitarbeitende, Standorte und Geschäfte sollen übernommen werden. Auch die Marken Kuoni, Apollo und jene der Spezialisten – wie Helvetic Tours – blieben bestehen, heisst es von Kuoni. Der Spartenverkauf wird Kuonis Ergebnis in der ersten Jahreshälfte um rund 180 Millionen Franken schmälern.
Für die verbliebenen Reiseveranstalteraktivitäten in Indien und Hong Kong/China soll die Suche nach neuen Eigentümern im Laufe des Jahres abgeschlossen werden.
Kuoni sei vor dem Entscheid gestanden, entweder einen grossen Schritt vorwärts zu machen, damit das Massengeschäft rentiert – oder aber ganz auf das Massengeschäft zu verzichten, sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Iwan Lieberherr. «Kuoni hat sich für letzteres entschieden.»
Dafür mache nun die Tourismus-Sparte von Rewe mit dem Zukauf Kuonis einen grossen Schritt vorwärts. Das Kuoni-Geschäft sei eine ideale Ergänzung, gerade bei den Badeferien, so Lieberherr weiter. «Rewe hat mehr Macht beim Einkauf, weil das Unternehmen grössere Volumen einkaufen kann. Das macht den Einkauf günstiger. Damit kann Rewe auch den Kunden günstigere Reisen anbieten.» Nicht zu vergessen auch, dass Rewe nun plötzlich ein grosser Player auf dem Schweizer Markt sei. Und hier sei bekanntlich viel Geld zu holen.
Lukratives Visa-Geschäft für Regierungen
Nach dem Verkauf des Feriengeschäfts zieht sich Kuoni auf das Geschäft mit anderen Unternehmen zurück. Kuoni positioniert sich als Dienstleister für die globale Reiseindustrie, etwa als Grossist und Anbieter von Hotel-Übernachtungen und weiteren Reisedienstleistungen für andere Unternehmen. Zudem bleibt Kuoni Veranstalter von Gruppenreisen und organisiert Transport, Unterkunft, Ausflüge und andere Aktivitäten, etwa für Reisegruppen aus Asien, die durch Europa touren.
Ausserdem übernimmt Kuoni für Regierungen die Bearbeitung von Reise-Visa. Bereits heute ist Kuoni Partner von 45 Regierungen und betreibt für sie 1400 Visa-Antragszentralen in 117 Ländern. «Das ist ein sehr lukratives Geschäft. Diese Sparte hat sich unterdessen zur eigentlichen Perle in der Kuoni-Gruppe entwickelt», sagt Wirtschftsredaktor Lieberherr.
Aufsichtsbehörden müssen zustimmen
Der traditionsreiche Reisekonzern hatte Mitte Januar bekannt gegeben, sich ganz aus dem Geschäft als Reiseveranstalter zurückziehen zu wollen. Dem angepeilten Verkauf an Rewe müssen die Wettbewerbsbehörden noch zustimmen. Er soll im dritten Quartal des Jahres vollzogen werden.