Nach dem 15. Januar herrschte bei den Autohändlern Katerstimmung: Die Aufhebung des Franken-Mindestkurses liess die Autoverkäufe einbrechen. Im Januar wurden deutlich weniger Autos verkauft im Vergleich zu den Vorjahren. Aber die Branche reagierte schnell.
Viele ziehen ihren Autokauf vor
Es wurden Euro-Rabatte gewährt und Preise gesenkt für Neuwagen. Mit der Sofortmassnahme verhinderten die Autoimporteure, dass der Autokauf ennet der Grenze getätigt wurde. Bereits im Februar schnellten die Verkäufe in die Höhe und erreichten im März einen regelrechten Boom. Schliesslich legte der Autoverkauf im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um sechs Prozent zu.
Das habe man so nicht erwartet, sagt Roland Strillka, zuständig für Marktanalyse beim Autobewerter Eurotax: «Grundsätzlich ist diese Entwicklung positiv zu sehen, weil die Schockstarre, die nach dem 15. Januar da war, schon Schlimmes erahnen liess.» Allerdings werde es nicht so weitergehen. Denn viele hätten dank der massiven Preisabschläge den lange geplanten Autokauf einfach vorgezogen. Strillka schätzt, dass die Neukäufe etwa Mitte des Jahres wieder abnehmen werden. Trotzdem rechnet er damit, dass 2015 insgesamt mehr Neuwagen verkauft werden als 2014.
Auch Occasionen unter Preisdruck
Aber in der Autobranche bricht deswegen kein Jubel aus. Denn die billigeren Neuwagen haben ihren Preis. Den bezahlten der Importeur und der Händler, erklärt Strillka. Mit anderen Worten, der Autoverkäufer verdient an einem Neuwagenverkauf immer weniger.
Noch härter trifft es den Occasionsmarkt. Denn wenn Neuwagen immer günstiger werden, müssen auch junge Gebrauchtwagen – zwischen einem halben Jahr und zwei Jahren – deutlich billiger werden. Eurotax hat deshalb flächendeckend den Wert von Gebrauchtwagen gesenkt: «Vor allem junge Occasionen müssen abgewertet werden, weil niemand bereit ist, einen hohen Preis zu zahlen, wenn die neuen Wagen günstig sind.»
Langsteher können Verluste bringen
Bereits 2014 war kein gutes Jahr für die Occasionshändler in der Schweiz. Und im ersten Quartal des laufenden Jahres sieht es noch düsterer aus. Fast 4500 Gebrauchtwagen weniger wechselten den Besitzer. Das heisst, die Occasionen stehen immer länger vor den Garagen herum.
«Je kürzer ein Fahrzeug irgendwo steht, desto mehr Gewinn kann ich durch den Verkauf machen. Es kann passieren, dass Langsteher nur noch verlustbringend verkauft werden können», erklärt Strillka. Der Händler hat kaum eine Wahl. Wurden vor einigen Jahren noch tausende von Gebrauchtwagen ins Ausland verschoben, vorwiegend in osteuropäische Staaten, ist dieser Markt zwischenzeitlich gesättigt.
Es bleibt dem Schweizer Occasionshändler also kaum eine andere Möglichkeit als bei Gebrauchtwagen noch einmal den Rotstift anzusetzen und die Preise noch weiter herunterzuschrauben. Wer kauft schon eine zweijährige Occasion, wenn das gleiche Modell nigelnagelneu gleich viel oder gar weniger kostet?