Tidjane Thiam scheint der Gegenpol eines Brady Dougan zu sein. Das sieht man im Kleinen. Daran etwa, dass er das Gespräch in einer Landessprache – auf französisch – führen möchte.
Zwar rühmt er gewisse Resultate, die sein Vorgänger noch verantwortet hat. Das Geschäft in Asien mit den Reichen zum Beispiel. Auf diese Stärken könne die Bank aufbauen. Sonst aber sucht Thiam ein anderes Geschäftsmodell als das von Dougan. Auf- und Umbau ist sein Thema.
Ziel: Kapital anhäufen
Sein Ziel sei es, dass alle Unternehmensbereiche gut verdienten. So gut, dass sie dazu beitragen sollen, zusätzliches Kapital auf die hohe Kante zu legen. Das Kapital seiner Bank sei knapp.
Nicht alle Bereiche rentierten gleich. Der Druck steige somit. Welche Geschäftsbereiche denn auf der Kippe stünden? Thiam weicht aus. Es sei ihm klar, dass das interessant sei. Aber er sage es erst, wenn sie die Arbeit gemacht hätten. Es ist somit noch nicht klar, ob er das Messer beim risikobehafteten und schwankenden Investmentbanking ansetzen wird. Bei dem Bereich, den sein Vorgänger Dougan noch stark verteidigt hatte.
Thiams Tour de Suisse
Bis Ende Jahr gibt er sich und seinem Team Zeit. Anders als Dougan will Thiam seine Mitarbeiter in den Überprüfungsprozess einbeziehen. Die Credit Suisse könne diesen Prozess nur erfolgreich durchführen, wenn die Mitarbeiter dahinter stünden. Deshalb geht Thiam im September auf eine Art Tour de Suisse.
Er will alle CS-Fililalen der Schweiz besuchen. Ein grosses Reiseprogramm steht dem 52-Jährigen bevor. Einiges dürfte sich also verändern innerhalb der Grossbank. Wann wird er zufrieden sein? Nicht nur der Börsenkurs sei wichtig. Bei ihm zähle auch das Lächeln der Leute. Wenn die Mitarbeiter stolz seien, für die Firma zu arbeiten. Und das soll auch die Kundschaft merken. Die Betreuung solle besser werden.
So sieht die ideale Zukunft aus – doch der Härtetest steht bevor. Thiam muss schon bald seine eigenen Resultate verantworten – und nicht mehr jene seines Vorgängers.