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Sonne über Solar-Panels
Legende: Notwendige Anpassung oder «Rechenfehler»? Das BFE stösst auf Widerstand in der Solar-Branche. Colourbox

Wirtschaft Solar-Branche gegen Bund

Die Vergütungssätze für Ökostrom sollen sinken, besonders bei Solar-Anlagen gibt es Kürzungen. Dies missfällt den Vertretern der Branche. Sie befürchten, dass es sich in Zukunft nicht mehr lohnt, in Solar-Anlagen zu investieren.

Eigentlich will der Bundesrat die erneuerbaren Energien stark fördern. Denn dies ist ein Pfeiler seiner Strategie, langfristig den Atomausstieg zu ermöglichen. Bereits auf Anfang 2009 hat er die kostendeckende Einspeise-Vergütung (KEV) ins Leben gerufen. Sie garantierte neuen Ökostrom-Produzenten einen festen Strompreis – und dies während 25 Jahren.

Tiefere Vergütungen und kürzere Laufzeit

Doch nun zieht das Bundesamt für Energie (BFE) die Schraube an, vor allem bei den Solar-Anlagen. Es will einerseits die Vergütungssätze für diese um bis zu 40 Prozent kürzen, andererseits auch die Dauer der Zahlungen: bei neu bewilligten Anlagen soll die KEV nur noch während 15 statt 25 Jahren ausbezahlt werden.

Zwar hatte das BFE von Anfang an jährlich tiefere Vergütungssätze vorgesehen, um der technologischen Entwicklung Rechnung zu tragen. Doch die Preise für Solar-Anlagen sind viel schneller gesunken als ursprünglich angenommen.

Millionen-Gewinne waren möglich

Wer in den letzten Jahren in eine mittlere bis grosse Solar-Anlage investierte, konnte dank der KEV praktisch ein sicheres Geschäft machen. Die Investition ist meist nach deutlich weniger als 25 Jahren amortisiert, teilweise sogar bereits nach weniger als der Hälfte dieser Zeit, so dass sich in den restlichen Jahren ein Gewinn anhäuft. Bei grossen Anlagen kann das am Ende mehrere Millionen Franken ausmachen.

Die Herausforderung, die das BFE zu lösen hat: Es muss einen genügend grossen Anreiz setzen, dass überhaupt in Solar-Anlagen investiert wird. Der Anreiz darf aber nicht zu hoch sein, so dass sich einerseits die Investoren auf Kosten des Staates bereichern können und andererseits Strom am Markt vorbei produziert wird – zum Beispiel zu einer Zeit, in der es schon einen Überangebot gibt. Ob mit der neuen Regelung dieses Gleichgewicht hergestellt wird, ist umstritten.

Falsche Berechnungen?

So bezeichnet der Branchenverband Swissolar die Senkung der Vergütungssätze in einer Mitteilung als «Katastrophe» und rechnet mit einem Investitionsrückgang im Solarbereich.

Roger Nordmann, Präsident von Swissolar, erklärt den aus seiner Sicht «Rechenfehler» des BFE: «Gemäss unseren Berechnungen kommen wir auf eine Rendite von 2 bis 3 Prozent mit den neuen Tarifen. Mit diesen Rendite-Erwartungen sinkt die Attraktivität für Investitionen erheblich.»

Daniel Büchel, Vizedirektor des BFE, ist von dieser Reaktion nicht überrascht, wie er gegenüber «ECO» erklärt: «Die Solarbranche muss natürlich die Interessen der Installateure und der Produzenten vertreten. Für mich ist es nicht per se beunruhigend, wenn die Branchenvertreter sagen, wir kämen mit zu tiefen Tarifen. Wenn sie sagen würden, die Tarife seien gerade recht, dann müssten wir uns Fragen stellen.» Das BFE prüft nun die Berechnungen der Solarbranche, betont aber, es habe bereits seriös gerechnet.

«Zu viele Subventionen bezahlt»

An einen Investitionsrückgang nach der Senkung der Vergütungssätze glaubt Urs Meister von Avenir Suisse nicht: «Wir haben in den letzten Jahren die Situation gesehen, dass die Kosten dieser Technologie relativ dynamisch gesunken sind, und die Fördersätze sind hinterher geblieben. Man hat tendenziell zu viele Subventionen ausgeschüttet. Es ist durchaus sinnvoll entsprechende Anpassungen zu machen.»

Ausserdem sehe man ja die grosse Anzahl Projekte in der Warteschleife, offenbar sei die Rendite so attraktiv, dass es genügend Investoren gebe.

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