Die Schweizer Wirtschaft wird in diesem Jahr nur um 1.1 Prozent wachsen. Das prognostiziert der Schweizer Wirtschaftsdachverband Economiesuisse und hat damit seine Prognose von Dezember 2024 gesenkt. Damals ging man noch von 1.4 Prozent Wachstum aus.
Im Interview führt Economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch aus, was die Konsequenzen der aktuellen Unsicherheit sind – und weshalb er dennoch optimistisch ist für Schweizer Unternehmen.
SRF: Weshalb haben Sie die Wachstumsprognose für 2025 gesenkt?
Rudolf Minsch: Das ist nicht erstaunlich. Die momentane Unsicherheit greift um sich. Die KMUs wissen nicht, was morgen gilt, und entsprechend sinkt auch weltweit die Nachfrage. Das macht es insbesondere für die Exporteure sehr schwierig.
Was sagen die Klein- und mittelständischen Unternehmen?
Die KMUs sind mit der derzeitigen Situation überfordert. Sie haben Schwierigkeiten einzuschätzen, welche Regulierung und welche Zollsätze morgen gelten oder in welchen Ländern welche Reaktionen erfolgen. Und das macht es deutlich schwieriger zu wirtschaften als unter stabilen Rahmenbedingungen.
Das erste Quartal sei offenbar sehr gut gewesen. Wie wird es weitergehen?
Im ersten Quartal 2025 gab es sehr viele vorgezogene Käufe, weil alle merkten, dass etwas kommen könnte. Man hat die Lager aufgefüllt und Bestellungen getätigt. Deshalb war das erste Quartal sehr gut. Aber wir erwarten jetzt einen deutlichen Rückgang im Laufe des zweiten und dritten Quartals.
Wie sieht es für das weitere Jahr aus?
Der Rückgang ist offensichtlich. Die ausländischen Kunden warten mit Käufen von Schweizer Produkten. Besonders intensiv ist die Problematik bei den langlebigen Investitionsgütern. Die Kunden kaufen keine eine Million teuren Schweizer Maschinen mehr, weil sie nicht wissen, wie die Sache in den nächsten Monaten weitergeht.
Anpassung ist der Gang der Zeit.
Diese Unsicherheit, die Sie beschreiben, könnte noch Jahre dauern. Was heisst das für die Wirtschaft für die kommenden Jahre?
Die Wirtschaft lernt, mit der jetzigen Situation umzugehen. Sie hat immer wieder lernen müssen, mit speziellen Situationen zu leben. Man wird die Lieferketten überprüfen, man wird überlegen, wo man investiert, um sich den neuen Bedingungen anpassen zu können. Das ist der Gang der Zeit.
Das Gespräch führte Pascal Schumacher.