Amazon, Alphabet, Apple haben ihre Quartalszahlen gemeldet und die Branche zunächst geschockt. Apple hat den stärksten Umsatzrückgang seit September 2016 verbucht. Im Gesamtjahr 2022 hat Amazon einen Verlust von 2.7 Milliarden Dollar erlitten. Google-Mutter Alphabet hat im vierten Quartal die Gewinn- und Umsatzerwartungen verfehlt. Zum Handelsauftakt am Freitag gaben die drei Konzerne kurzfristig rund 130 Milliarden Dollar an Börsenwert ab.
Kürzlich kündigte Google an, 12'000 Stellen zu streichen. Bei Amazon sind es sogar 18'000 Jobs. Die Herausforderungen der Tech-Giganten sind vielfältig.
Sparen als neue Devise
Die Budgetplanungen fallen konservativ aus. Es wird weniger Geld für Cloud-Anwendungen ausgegeben. Das spüren Amazon und Alphabet. Zwar hat Amazon Web Services im vergangenen Quartal ein Umsatzplus von 20 Prozent erzielt. Doch das lag unter den Erwartungen. Bei Alphabet hat das Cloud-Geschäft ebenfalls die Prognosen verfehlt und verbuchte einen Verlust von 480 Millionen Dollar.
Das makroökonomische Umfeld sei herausfordernd, sagte Apple-Chef Tim Cook. Aber das würden wir derzeit wohl von so ziemlich allen Unternehmen hören. Sparen lautet entsprechend die grosse Devise im Silicon Valley und auch in anderen Industriezweigen. Mark Zuckerberg, Chef der Facebook-Mutter Meta, rief 2023 als das Jahr der «efficiency» aus. Das klingt recht trocken und wenig dynamisch.
Meta hatte schon im November angekündigt, 11'000 Stellen zu streichen. Weitere Sparmassnahmen dürften folgen. Auch Meta hängt massgeblich von Onlineanzeigen ab. Viele Unternehmen reduzieren wegen des eigenen Kostendrucks die Werbebudgets. Hinzu kommt die verstärkte Konkurrenz etwa von TikTok oder auch Amazon auf dem Onlinewerbemarkt.
Geschäftszahlen sorgen für Ernüchterung
Die Wall Street hatte begeistert auf die neue Langeweile bei Meta reagiert. Mit einem Kursplus von über 20 Prozent war der Donnerstag der beste Börsentag des Unternehmens seit einer Dekade. Dabei war der Umsatz bereits das dritte Quartal in Folge gefallen.
Die einstigen Heilsbringer, die grossen Tech-Konzerne, scheinen in Not zu sein. Schon 2022 verlor das Technologiebarometer, der Nasdaq Composite, über 30 Prozent an Wert. Der Dow Jones knickte um weniger als zehn Prozent ein. Mit dem Jahreswechsel schien, zumindest an der Börse, der grosse Sinneswandel einzusetzen. Plötzlich kannten die Aktien der Technologieriesen kein Halten mehr. Nun also folgt mit den Geschäftszahlen wieder die Ernüchterung.
Branche in Selbstfindungsphase
Unter dem Strich bleibt es bei Amazon, Alphabet, Amazon oder auch Meta Klagen auf hohem Niveau. Dass die Digitalkonzerne nach dem pandemiebedingten Boom wieder eine gewisse Bodenhaftung erhalten, ist kein Drama. Apple etwa hat immer noch einen konzernweiten Umsatz von 117 Milliarden Dollar verbucht – für ein Quartal.
Tim Cook sagte, der starke Dollar und die Lockdowns in China hätten das Ergebnis stark beeinträchtigt. Nun macht die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt wieder auf, und auch der Dollar wird etwa gegenüber dem Euro nicht mehr so heiss gehandelt wie noch im Herbst.
Es war bemerkenswert, wie sich die Aktien der grossen Technologiefirmen nach dem anfänglichen Schock kurz vor dem Wochenende wieder grösstenteils fingen. Die Branche befindet sich in einer neuen Selbstfindungsphase. Es gibt viele Herausforderungen in einem global angespannteren Umfeld. Aber es ist völlig verfrüht, deshalb das Handtuch zu werfen. Das ist zumindest die klare Botschaft der Wall Street.