Zum Inhalt springen

Zumbrunnen hinterlässt Spuren Der neue Migros-Chef baut um

Fabrice Zumbrunnen, der neue Migros-Chef: Der Romand hat bereits nach anderthalb Jahren an der Spitze Spuren hinterlassen: Stellenabbau in der Migros-Zentrale, harte Preisverhandlungen und umstrittene Geschäftsmodelle prägen sein erstes volles Amtsjahr.

Gewerkschaften und Bauern zeigen sich besorgt. «Ich habe das Gefühl, Duttis Geist ist gerade etwas ausgeflogen», sagt Bauern-Chef Markus Ritter. Und Gewerkschafter Marco Geu schiebt nach: «Duttwiler hat mal gesagt: Wir wollten bei der Migros nie Gewinn machen, aber es ging nicht anders. Man wollte in erster Linie den Kunden billige Preise garantieren. Ich habe den Eindruck, das ist in letzter Zeit vergessen gegangen.»

Der neue Migros Chef steht in der Kritik. Fabrice Zumbrunnen gibt sich im Interview mit «10vor10» angesichts solcher Vorwürfe gelassen: «Es stimmt, für die Migros erfolgt der Umbau ungewöhnlich schnell. Aber es kann nicht sein, dass wir unnötig zuwarten. Die Gesellschaft verändert sich auch rasant.»

Promotorinnen unter Druck

Konkret bemängelt die Gewerkschaft Syna zwei aktuelle Fälle. Einerseits trifft es die sogenannten Promotorinnen, also jene Migros-Mitarbeiterinnen welche den Kunden die neuesten Produkte zum Probieren anbieten. Ihr langjähriger Vertrag wurde gekündigt und zu schlechteren Bedingungen über eine Tochterfirma angestellt. Erst auf grossen öffentlichen Druck entschärfte die Migros die Situation – vorübergehend. «Ich kann nicht ausschliessen, dass wir ab und zu Fehler machen», sagt Fabrice Zumbrunnen dazu.

Ausserdem in der Kritik der Gewerkschaften: Das neue Angebot «Amigos». Wer über eine neue App seinem Nachbarn den Einkauf macht, erhält pro Lieferung nur 7.90 Franken. Pro weiteren Sack gibt es zusätzlich 2 Franken. Es gebe immer jemanden, der auf solche Einkünfte angewiesen sei, sagt Gewerkschafter Marco Geu. Angebote wie «Amigos» schafften einen prekären Arbeitsmarkt: «Die Migros hat mit dem Projekt ‹Amigos› Arbeitsformen eingeführt, die wir sonst von Uber und Amazon kennen. Die sehen wir sehr kritisch.»

«Hier geht es um ein kleines Projekt», sagt Zumbrunnen. Wir wollten testen, ob das Thema ‹social shopping›, welches beispielsweise in Dänemark sehr gut läuft, auch in der Schweiz funktionieren könnte.» Man werde nun eine erste Bilanz ziehen.

Auch Duttweiler hat immer für günstige Preise mit den Lieferanten gekämpft.
Autor: Fabrice Zumbrunnen Migros-Chef

Auch Bauern-Chef Markus Ritter sagt, Zumbrunnen habe die Migros bereits merklich verändert: «Die Kosten werden sehr stark überprüft», berichtet Markus Ritter. «Die Migros versucht günstiger einzukaufen und ist nicht mehr bereit, bei Projekten mit uns Bauern zu investieren», sagt der oberste Schweizer Bauer.

Zumbrunnen kontert mit Migros Gründer Gottlieb Duttweiler: «Auch Duttweiler hat immer für günstige Preise mit den Lieferanten gekämpft.» Den Vorwurf, man schaue die Preise genau an, nimmt er deshalb als Kompliment.

Meistgelesene Artikel