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Lang ist's her Vor 50 Jahren wurde das Schweizer Fernsehen farbig

1968 war ein grosses Jahr für das Schweizer Fernsehen: Mit Mäni Webers Quizsendung «Dopplet oder nüt» ging im August die erste farbige Eigenproduktion über den Äther. Am 1. Oktober 1968 stellte das Schweizer Fernsehen definitiv auf Farbe um. SRF 1-Moderatorin Christina Lang blickt zurück.

Christina Lang

Moderatorin Radio SRF 1

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1968 war für die Radio- und Fernsehlegende Mäni Weber (1935-2006) ein gutes Jahr. Das Publikum wählte ihn zum beliebtesten Fernsehschaffenden und er war bei einem historischen Moment an vorderster Front mit dabei: Am 29. August 1968 ging im Schweizer Fernsehen mit Webers beliebter Quizsendung «Dopplet oder nüt» die erste farbige Eigenproduktion über den Äther.

Mehr Wirklichkeitstreue dank Farbe?

Am 1. Oktober 1968 war es dann offiziell: Das Schweizer Fernsehen wurde definitiv zum Schweizer Farbfernsehen. «Mit der Farbe wird das Fernsehen an Überzeugungskraft gewinnen, in der Wirklichkeitstreue zunehmen und somit den Zuschauern mehr Freude bringen», sagte der damalige Bundesrat Roger Bonvin zum feierlichen Ereignis.

Während man früher dem Farbbild vertraute, ist ein farbiges Bild heute längst keine Garantie mehr für Echtheit. Der Durchbruch der künstlichen Intelligenz macht mittlerweile sogar die Videomanipulation zum Kinderspiel. Die Sendung «10vor10» hat kürzlich darüber berichtet.

Blick hinter die Kulissen

Hinter den Kulissen sorgte die Umstellung auf Farbe in den 1960er-Jahren für helle Aufregung, vor dem Fernseher merkten viele Zuschauerinnen und Zuschauer Mitte 1968 noch nichts von der neuen Farbenpracht: Von den 900'000 Fernsehabonnenten kamen nur rund 5000 in den Genuss des bunten Spektakels. Für den ganz grossen Rest beschrieb Mäni Weber in der Sendung die Farbe der Kulisse. Das kann man sich heute kaum mehr vorstellen.

Die Umstellung auf Farbfernsehen hatte die eine oder andere Tücke. So verriet Weber Jahre später in einem Interview, sein knalloranges Hemd sei ein kompletter Fehlgriff gewesen: «Es war das einzige Mal in meinem ganzen Fernsehleben, dass ich ein schreckliches Hemd trug.»

Deutschland: Umstellung auf Farbe mit Panne

In Westdeutschland (damalige BRD) fand die Umstellung auf Farbe bereits ein Jahr früher statt als hierzulande, nämlich am 25. August 1967. Allerdings nicht ganz ohne Panne: Der Bildschirm wurde farbig, bevor der damalige Vizekanzler Willy Brandt den roten Knopf gedrückt hatte. Aber sehen Sie selbst.

Farbfernsehen – die wichtigsten Schritte

  • Aus den USA ist das Farbfernsehen bereits seit den 1950er-Jahren bekannt.
  • 25. August 1967: Westdeutschland (damalige BRD) stellt auf Farbfernsehen um.
  • 29. August 1968: Im Schweizer Fernsehen geht die erste farbige Eigenproduktion über den Äther. Schon zuvor zeigte das Schweizer Fernsehen Fremdproduktionen in Farbe.
  • 1. Oktober 1968: Das Schweizer Fernsehen wird offiziell ein Farbfernsehen. Vorerst gibt es nur während sechs Stunden pro Woche ein farbiges Programm, vor allem Unterhaltungssendungen und Fernsehspiele.
  • Innerhalb von zwei Monaten steigt der Farb-TV-Verkauf um das Achtfache an – trotz des stolzen Preises von rund 3000 Franken. Das entspricht Ende der 1960er-Jahre rund drei Monatslöhnen.
  • 1970 kauft das Schweizer Fernsehen die ersten Farbreportage-Wagen. Nun kann aus der ganzen Schweiz in Farbe berichtet werden. Besonders attraktiv ist das z.B. für Sportübertragungen.

«Lang ist’s her»: Die weiteren Folgen

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